Samstag, 27. Juli 2024

Ein Schuss im Dunkeln (A Shot in the Dark, 1964)

Mit Peter Sellers, Elke Sommer, Herbert Lom, George Sanders u.a.
Drehbuch: Blake Edwards, William Peter Blatty
Regie: Blake Edwards

Inhalt:
In einem französischen Schloss fallen nachts vier Schüsse. Inspecteur Clouseau (Peter Sellers) wird mit dem Mordfall betraut. Wegen seiner Trotteligkeit bleibt der Fall ungelöst und sämtliche Verdächtigen kommen um ihr Leben.


Urteil:
In Blake Edwards' erstem Pink-Panther-Film (siehe hier) ist Inpektor Clouseau nicht die Hauptfigur - und das war gut so, wie nun eine Sichtung des Folgefilms
A Shot in the Dark zeigt. Hier ist nämlich Clouseau das Zentrum; das ist zwar bisweilen sehr lustig, läuft sich aber dank der Länge des Films bald tot.
Laurel und Hardy, deren handlungsarme Zerstörungsorgien bei Clouseau Pate standen, trieben ihre Spässe aus guten Gründen nie länger als etwa eine Stunde.
A Shot in the Dark ist ähnlich aufgebaut wie ein Laurel & Hardy-Film - Clouseaus Blödheit trägt den Film nicht über seine 105 Minuten Laufzeit.


A Shot in the Dark basiert auf einem französischen Theaterstück, das von Blake Edwards und William Peter Blatty nach dem Erfolg des ersten Pink Panther eilig umgeschieben wurde. Wie es bei Laurel & Hardy üblich war, liess auch Regisseur Edwards (ein erklärter Laurel & Hardy-Fan) seinem Star viel Raum für improvisierte Komik.
Das Resultat markiert einen Bruch in Blake Edwards' Filmografie: A Shot in the Dark fehlt die charakteristisch ausgeklügelte Dramaturgie der bisherigen Werke Edwards'. Es fehlt die ordnende Hand; zahlreiche Sequenzen kranken an Überdehnung, der Film verkommt mit zunehmender Dauer zur Aneinanderreihung mehr oder weniger komischer Episoden. Kurz: A Shot in the Dark könnte von irgendeinem Regisseur stammen.
Nur in der wunderbar konzipierten
Eingangssequenz scheint Edwards ausserordentliches Regietalent durch - bezeichnenderweise kommt Clouseau/Sellers da nicht vor.

Man liest viel von Streit am Set - Peter Sellers soll den Regisseur mit seinem exzentrischen Gehabe fast in den Wahnsinn getrieben haben (so wollte er etwa bestimmte Farben vom Set verbannen und besprach jede seiner Entscheidungen zuerst mit einem Medium). Die Unebenheiten dieses Films sind möglicherweise dem durch Sellers verusachten Unfrieden und der Unruhe am Set geschuldet.
Edwards wollte danach nie mehr mit Sellers drehen - und Sellers nie mehr mit Edwards. Der folgende Clouseau-Film (Inspector Clouseau, 1968) stammte nicht von Blake Edwards, sondern von Bud Yorkin, und Alan Arkin spielte die Titelrolle.
Erst 1975, als sich die Karrieren von sowohl Edwards als auch Sellers in Richtung Keller bewegten und beide dringend einen Kassenerfolg brauchten, kam es zu einer erneuten Zusammenarbeit - Inspektor Clouseau wurde mit grossem Erfolg wiederbelebt.


Nach A Shot in the Dark gelang es Blake Edwards nur noch sporadisch, an seine Regie-Meisterschaft anzuschliessen; mehrheitlich lieferte er danach inszenatorische Dutzendware ab.


Der Film ist hierzulande bei einigen Streamingdiensten abrufbar - siehe hier.



Donnerstag, 18. Juli 2024

Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft (Honey, I Shrunk the Kids, 1989)

Mit Rick Moranis, Jared Rushton, Matt Frewer, Marcia Strassman,  u.a.
Drehbuch: Stuart Gordon, Brian Yuzna, Ed Naha
Regie: Joe Johnston

Heute stelle ich eine Science-Fiction-Komödie vor, die bereits 35 Jahre auf dem Buckel hat und frage: Hat sie dem Zahn der Zeit standgehalten?


Inhalt: Der Schrumpfstrahler des Erfinders Wayne Szalinski (Rick Moranis) will einfach nicht funktionieren - bis zu dem Tag, als ein Baseball aus der Hand des Nachbarsjungen ins Labor im Dachgeschoss fliegt und das Gerät einschaltet.
Szalinskis Kinder plus jene der Nachbarn werden verkleinert, während von den Erwachsenen gerade niemand zu Hause ist.
So geschieht es, dass Szalinski die minimierten Kinder später unbemerkt zusammenkehrt und in einem Müllsack an die Strasse stellt...
In einem waghalsigen Unternehmen versuchen sie nun von dort aus den Weg zurück zum Haus zu finden.


Urteil:
Honey, I Shrunk the Kids
ist so richtig typisch amerikanisches Unterhaltungskino: Ohne Scheu werden (und wurden) dort immer wieder die bescheuertsten Ideen filmisch verwertet - ob mutierte Riesenameisen in den 50er-Jahren, menschliche VWs in den 60ern oder weltrettende Superhelden, vor nichts schreck(t)en die Amis zurück.
Joe Johnstons drehte das Schrumpf-Spektakel für Disney, es atmet aber deutlich den Geist Spielbergs, der zur selben Zeit (in den Achzigerjahren) als Produzent mit ähnlichen Kindereien Furore machte (Gremlins, Goonies, Back to the Future).

Was diese herrlich unterhaltsamen Filme von heutigen Produktionen unterscheidet, ist das Fehlen von CGI. Und das erweist sich - nicht nur in diesem Fall - als Bonus! Die fantasievollen Studiobauten sind mit das beste an Honey, I Shrunk the Kids, sie versprühen noch immer zeitlosen Charme. Und an Wirkung haben sie nichts eingebüsst.


Auch die mittels hervorragend gehandhabter Animatronics- und Stop-Motion-Technik animierten Insekten tragen das ihre dazu bei, dass der Film einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Die Odysee der verkleinerten Kinder, deren Weg zurück ins Haus sich als Horrortrip durch einen überdimensionierten Vorgarten erweist, besitzt grossen Schauwert und wirkt lebendig; die aseptische Perfektion heutiger CGI-Technik kann da nicht mithalten. 

Johnstons durchwegs erfreulicher Film bietet sehr gute Unterhaltung; er lehnt sich stark an Jack Arnolds Science-Fiction-Klassiker The Incredible Shrinking Man an (dt.: Die unglaubliche Geschichte des Mr. C, 1957), erweitert dessen Grundidee aber mit viel schrägem Humor und gelungenen Wendungen.


Hintergrund:
- Der Bau der Kulissen und Requisiten dauerte mehr als neun Monate. In einem Artikel des Disney Channel Magazine vom Mai/Juni 1989 wurde berichtet, dass zwölf Häuser mit Vorder- und Hinterhöfen gebaut wurden, dazu ein drei Meter hoher Haferflockenkeks aus Polyurethanschaum und echter Sahnefüllung, vierzig Meter hohe Grashalme aus Urethanschaum und eine riesige mechanische Ameise, die von einem Dutzend Puppenspielern bedient werden musste. Die Ameise wurde aus Latexschaumkern und Pferdehaar konstruiert und für Stop-Motion-Sequenzen nachgebaut, in denen die Kinder auf dem Insekt ritten.
- Joe Johnston war ein hoch angesehener Art-Director und Spezialist für Spezialeffekte, aber ein unerprobter Regisseur mit nur einem Studentenfilm in seinem Namen. Als er sich mit dem Produzenten Jeffrey Katzenberg traf, fragte er ihn, ob er wegen dieses Films eingestellt worden sei. Katzenberg antwortete: „Nein, wir stellen Sie trotz dieses Films ein.“
Weitere bekannte Filme, die unter Johnstons Regie entstanden: Jumanji (1995), October Sky (1998), Captain America: The First Avenger (2011)


Der Film ist hierzulande auf einer DVD erhältlich (zusammen mit dem schwächeren Fortsetzungsfilm); im Stream bei verschiedenen Anbietern - siehe hier.


Krieg der Träume - Roman von Robert Silverberg (1979)

Da ich im Moment kaum Filme schaue, dafür mehr lese, gibt es hier nun auch Buchbesprechungen von mir. Ich lege los mit einem vergessenen Kla...