Montag, 31. Mai 2021

Der Fremde / Die Spur des Fremden (USA 1946)


Originaltitel: The Stranger
Mit Orson Welles, Edward G. Robinson, Loretta Young, Philip Merivale, Konstantin Shayne, Richard Long u.a.
Drehbuch: Anthony Veiller
Regie: Orson Welles
Premiere im deutschsprachigen Raum: 1977


Handlung:
Der KZ-Mörder Franz Kindler (Orson Welles) ist nach dem Zusammenbruch Nazi-Deutschlands in einer US-Kleinstadt untergetaucht und hat dort die Identität des harmlosen Historikers Charles Rankin angenommen. Am Vorabend seiner Hochzeit mit Mary Longstreet (Loretta Young) kommen zwei Männer in die Stadt: Konrad Meinike, ein ehemaliger Kollege Kindlers und der Nazi-Jäger Wilson (Edward G. Robinson). Der ehemals inhaftierte Meinike wurde von Wilson freigelassen, damit er ihn zu Kindler führe. Doch Kindler/Rankin ist schlau genug, Wilsons Spiel zu durchschauen: Er ermordert und verscharrt seinen Ex-Kollegen in einem Wäldchen, bevor dieser den Nazi-Jäger auf seine Spur bringen kann. In dem idyllischen Kleinstädtchen beginnt ein tödliches Katz- und Mausspiel...


Orson Welles vierter langer Spielfilm ist zwar monströs und bisweilen lächerlich, trotzdem fasziniert The Stranger in mehrfacher Hinsicht.
Der Anfang, der die Hauptfiguren und ihre Motivationen etabliert und der zeigt, wie Detective Wilson den gefangenen Nazi-Kumpel Kindlers freilässt,  wurde vom Produzenten leider weggekürzt. Das Filmmaterial gilt als verloren. So wirkt der Filmbeginn wie ein leicht wirrer Torso, der bis heute nicht restauriert werden konnte.
Erst als die Filmhandlung in der Kleinstadt Norman ankommt, wird die Narration einigermassen schlüssig.


Interessant ist Welles Inszenierung des film-noir-ähnlichen Stoffes: Er verwendet die im Film-Noir damals gängige, an den Expressionalismus angelehnte Bildsprache und treibt diese in die Extreme, so dass The Stranger bisweilen wie eine Parodie auf dieses Genre wirkt. Die überzogene Inszenierung korreliert dergestalt mit der leicht überkandidelten und daher kaum glaubhaften Geschichte (Massenmörder tarnt sich in einer harmlosen US-Kleinstadt als braver Lehrer - und nicht mal seine Braut schöpft Verdacht), dass der Streifen bisweilen monströse, oder manische Züge aufweist.
Er schafft aber damit auch eine unwirkliche Stimmung, deren innerer Spannung man sich nur schwer entziehen kann.
Ein faszinierender, aus der Produktion des damaligen Hollywood herausragender Film, der den schwachen Plot Kraft seiner Inszenierung in etwas transzendiert, das sämtliche Genres und Konventionen sprengt. Ob das gut oder schlecht ist, möge jeder für sich entscheiden.

Der vollständige Film (oder das, was nach den Kürzungen durch das Studio noch davon übrig ist) kann in HD-Qualität bei youtube angeschaut werden (englischsprachige Originalversion mit deutschen Untertiteln):







Sonntag, 23. Mai 2021

Seh-Empfehlung 31: Osterspaziergang (1948)

Originaltitel: Easter Parade
Mit Fred Astaire, Judy Garland, Peter Lawford, Ann Miller, Clinton Sundberg, Jules Munshin u.a.
Drehbuch: Sidney Sheldon, Frances Goodrich und Albert Hackett
Regie: Charles Walters

 

Kommt die Besprechung eines Osterfilms jetzt nicht etwas spät...?
Doch, aber zum Glück ist Easter Parade gar kein echter Osterfilm! Die titelgebende, bis heute begangene alljährliche New Yorker Osterparade ist lediglich Anfangs- und Endpunkt einer musikalischen Liebesgeschichte, eines liebesgeschichtlichen Musicals - und sie fungiert als Aufhänger und Symbol für die glücklich endene Romanze zwischen dem Tänzer Don Hewes (Fred Astaire) und seiner Schülerin/Tanzpartnerin Hannah Brown (Judy Garland).

Und damit ist über die Handlung praktisch schon alles gesagt.
Easter Parade ist eines jener typischen Musicals aus dem Hause MGM (Metro-Goldwyn-Mayer), die das Minimum an Handlung mit maximalem Kostüm- und Kulissen-Prunk wettmachzumachen versucht, mit fantasievoll inszenierten Musik- und Tanznummern und mit zahlreichen Songs bekannter amerikanischer Liedermacher (hier: Irving Berlin). In den meisten Fällen scheiterte besagter Versuch und das das Zuschauerinteresse erlahmt nach etwa 40 Minuten. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, und Easter Parade ist eine davon.

Einer der Gründe hierfür liegt im Drehbuch und dessen lebendigen Dialogen - der spätere Spannungsautor Sidney Sheldon hatte seine Finger drin. Auch die elegante, harmonisch dahinfliessende Regieführung von Musical-Spezialist (damals noch - anfänger) Charles Walters trägt Wesentliches zum Gelingen des Unternehmens bei. Der Hauptgründe aber sind Fred Astaire und Judy Garland!

Auch wenn der Handlungsfluss wegen einer Musiknummer wieder mal stehenbleibt: Egal wobei, man sieht den beiden Musical-Stars einfach zu gerne zu. Mit ihrer lebendigen Präsenz, ihrem Engagement elektrisieren sie die Leinwand - sämtliche Nebendarsteller verblassen neben ihnen. Wenn Astaire und Garland im Bild sind, ist eine Energie spürbar, welche weckt, ansteckt und begeistert. Die Chemie zwischen den beiden Stars stimmt, man nimmt ihnen die gegenseitige Zuneigung ab. Ein Jammer, dass dieser Film ihre einzige Zusammenarbeit blieb! 


Easter Parade
spielt in den Zehnerjahren des letzten Jahrhunderts, im Milieu reicher weisser Leute und wäre somit im heutigen Hollywood ein Unding, denn diese Leute waren ja gemäss gerade gängiger Ideologie schon damals irgendwie durch und durch rassistisch - weil sie eben weiss waren. Und es tauchen auch noch schwarze Bedienstete auf - natürlich wieder nur in winzigen Nebenrollen! Das muss man den woken Ton-Angebern als Journalist doch nachplappern, dass sowas verboten gehört! Auch wenn man weder genau weiss noch begründen kann, weshalb; denn die grossen Vorplapperer liefern keine Begründungen, sie erteilen sttdessen Befehle. 



Aber zurück zum Film. Easter Parade ist Sorg- und Arglos, keine Bösewichte stören das ausstattungsbesoffene Glück - auch das ist im heutigen Kino kaum mehr möglich, dafür haben linke Moralapostel von den Achtundsechzigern an aufwärts
auch in Hollywood gesorgt. Natürlich war die Welt auch zur Entstehungszeit dieses Films nicht in Ordnung, doch damals hatte der Eskapismus, dieser auf keiner Realität basierende positive Gegenentwurf zur Wirklichkeit, noch seinen Platz und seine Berechtigung im Kino. Und er entfaltet auch heute, 63 Jahre später, noch seine volle Wirkung. Fred Astaire und Judy Garland erwachen auf der Leinwand zu neuem Leben und nehmen uns an der Hand in eine Welt, wo man mitten auf der Strasse in ein Lied ausbricht - begleitet von einem vollbesetzen Orchester - und wo einem fremde Passanten auf der Strasse ungeniert den Refrain zurufen, in reinstem Ton und in harmonischem Gleichklang. Das war auch ein Statement, eine gesungene und getanzte Utopie des harmonischen menschlichen Zusammenlebens. Es entlarvt die miesepetrige Hetze um rassistische Untertöne bis zur Lächerlichkeit.

 
Fazit: Easter Parade ist ein ansteckend lebensfrohes Gegengift zum Elend heutiger politischer Verwirrtheit. Es bietet Erholung und hilft, dem Verzagen zu trotzen.

Zu sehen ist er hierzulande online bei mehreren Streaming-Anbietern - siehe hier. (davon empfehle ich GooglePlay, denn dieser Dienst hat den Film als einziger in der untertitelten englischen Originalafassung).
Aktuell ist er auch auf Blu-ray erhältlich - in der deutschen und englischen Fassung mit zuschaltbaren Untertiteln in mehreren Sprachen (auch Deutsch).




Sonntag, 16. Mai 2021

Seh-Empfehlung 30: Der Seewolf (1941)


Originaltitel: The Sea Wolf
Mit Edward G. Robinson, Ida Lupino, John Garfield, Alexander Knox, Barry Fitzgerald, Gene Lockhart, u.a.
Drehbuch: Robert Rossen nach dem Roman von Jack London
Regie: Michael Curtiz
Dauer: 100 min

Inhalt:
The Sea Wolf
ist eine Hollywood-Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jack London.
Er erzählt die Geschichte des Schriftstellers Humphrey van Weyden (Alexander Knox), der nach einem Fährschiffunglück an Bord des Handelsschiffs "Ghost" gelangt, dessen hartherziger Kapitän Wolf Larsen (Edward G. Robinson) mit eiserner Hand als Alleinherrscher über eine Mannschaft grobschlächtiger Seemänner regiert und mit seiner brutalen Art und Angst und Schrecken verbreitet. So entsteht im Verlauf der Handlung ein spannender Diskurs über Herrschertum und dessen Grenzen, der ganz im Geist der damaligen Epoche steht und sich zudem als zeitlos erweist.


Hintergrund:
Der Film wurde von A bis Z im Studio gedreht; trotzdem ist er atmosphärisch derart dicht, dass man das Meerwasser auf der Zunge zu schmecken glaubt.

Der Film kam 1947 - zusammen mit dem Errol Flynn-Vehikel The Sea Hawk von 1940 - nochmals in die Kinos. Auf Geheiss von Studioboss Jack Warner wurde er um 15 Minuten gekürzt. Seit dieser Verstümmelung galt die ursprüngliche Version im originalen Kinoformat (35mm) als verloren. Vor drei Jahren tauchte die komplette 35mm-Version dann überraschend im Archiv des Museum of Modern Art in New York wieder auf.

Bei uns kam der Film erst nach dem Krieg, im Jahr 1949 und unter dem Titel Der Seewolf, in die Kinos.


Deshalb lohnt sich das Ansehen:
Dem Film gelingen gleich drei Kunststücke:
Die Vorlage ohne Substanzverlust auf das vereinfachende Kinoformat herunterzubrechen, den Inhalt zu straffen und das Problem des Einheits-Schauplatzes (der ganze Film spielt praktisch ausschliesslich an Bord von Larsens Schiff) zu einem Vorteil umzumünzen. So ist The Sea Wolf zum intim-klaustrophobischen Kammerspiel geworden, und wie bei jedem Kammerspiel steht und fällt der Film mit der Wahl der Schauspieler - und der Schauspielerin.
Und auch da bleibt die Begeisterung erhalten. Niemand anders als Ida Lupino (sie ist heute noch bekannt als eine der wenigen Filmregisseurinnen des klassischen Hollywood) konnte eine geflohene Strafgefangene noch unter glamouröser Schminke, mit noch im Sturm gestylter Frisur und in schöner Kleidung derart glaubwürdig abgehärmt und desillusioniert verkörpern. Alexander Knox und John Garfield glänzen ebenso, sie scheinen mit ihren Rollen aufgewachsen zu sein. Und auch Nebendarsteller wie Barry Fitzgerald als frettchenhafter Schiffskoch und Gene Lockhart als versoffener Bordarzt haben unvergessliche Momente.

Aber über allen thront Edward G. Robinson; Wolf Larsen ist möglicherweise die grösste schauspielerische Leistung seiner Hollywoodkarriere. Der kleine, untersetzte Mann füllt die Rolle des im Buch als blonder, muskulöser Hüne beschriebenen Kapitäns derart überlebensgross aus, dass sich Kenner des Romans in keinem Augenblick an dessen Erscheinung stören. Sobald Robinson die Szenerie betritt, gibt es keinen Zweifel mehr: Er ist Wolf Larsen, der gefürchtetste Kapitän seiner Zeit. Sieht man sich diesen Film an, kann man kaum glauben, was für ein liebenswürdiger, humorvoller Mensch Robinson privat war.





Samstag, 8. Mai 2021

Morgen ist die Ewigkeit (1946)


Originaltitel: Tomorrow is Forever
Mit: Claudette Colbert, Orson Welles, George Brent, Lucile Watson, Natalie Wood, Richard Long, John Wengraf u.a.
Drehbuch: Lenore Coffee nach einem Roman von Gwen Bristow
Regie: Irving Pichel



Inhalt:
Jahre nachdem der Ehemann von Elisabeth Hamilon (Claudette Colbert) im ersten Weltkrieg gefallen war, gibt sie dem Werben ihres Chefs (George Brent) nach und heiratet ihn.
In Wahrheit hat Gatte John (Orson Welles) allerdings überlebt. Doch weil eine Verwundung ihn zum Krüppel gemacht hat, belässt er Elisabeth in ihrem Glauben an sein Ableben und nimmt in Wien eine neue Identität an. Als Erik Kessler reist mit der kleinen Margaret Ludwig (Natalie Wood), die ihre Eltern im Krieg verloren hat, zurück in die USA. Dort findet er eine Anstellung als Chemiker - ausgerechnet in der Firma von Elisabeths neuem Ehemann...


Hintergrund:
Dies ist der erste Film, in welchem die damals achtjährige Natalie Wood eine grössere Rolle spielte und dafür auch in den Credits erwähnt wurde.

Orson Welles und die kleine Natalie Wood in einer Drehpause


Deshalb lohnt sich das Ansehen:
Ein ungewöhnlicher Film, der nicht so richtig in die Melodrama-Schublade passen will, in den man ihn aufgrund des Handlungsverlaufs gern steckt. In Grunde ist Tomorrow is Forever ein Antikriegsfilm, der seine starke Botschaft - ganz ohne Kriegsbilder - über eine Beziehungsgeschichte vermittelt.
Das Werk hat einige Schwächen, die sich aber auf mirakulöse Weise aufheben. So drückt Orson Welles, der den verlorenen Ehemann spielt, als einziger ziemlich auf die Melodrama-Tube. Zudem wirkt seine dick aufgetragene Maske heute befemdend. Welles spielt seine tragische Rolle aber mit soviel schauspielerischer Kraft, dass sämtliche anderen Akteure (ausser Natalie Wood) neben ihm verblassen. Er schafft es, die menschliche Grösse seiner Figur glaubhaft zu vermitteln, er ist das Herzstück des Films, und man merkt, dass er sich dessen voll und ganz bewusst war.
Es gibt eine Szene, in der auch Claudette Colbert leuchtet - möglicherweise die beste ihrer Karriere: Als sie Kessler zu erkennen gibt, dass sie ihn als ihren totgeglaubten Ehemann identifiziert hat. Sie spielt diese zentrale Szene ohne jeden Anflug von Sentimentalität und verhindert damit, dass sie zum Rührstück gerät.
Der ganze Film bezieht seine Wirkung aus einer ähnlichen emotionalen Zurückhaltung. Nur der Schluss ist leider zu dick aufgetragen.




 



Dienstag, 4. Mai 2021

Seh-Empfehlung 29: Ehemänner und Ehefrauen (1992)


Originaltitel: Husbands and Wives
Mit Woody Allen, Mia Farrow, Judy Davis, Sydney Pollack, Liam Neeson, Juliette Lewis, Lysette Anthony u.a.
Drehbuch und Regie: Woody Allen


Inhalt:
Jack und Sally (Sydney Pollack und Judy Davis), ein verheiratetes Paar in mittleren Jahren, kündigen ihre Trennung an - was Gabe und Judy, ein ebenfalls verheiratetes Paar in mittleren Jahren, in eine Krise stürzt. Sie sehen die ganze Selbstverständlichkeit, mit der sie bisher zusammen -, respektive aneinander vorbeigelebt haben, plötzlich in Frage gestellt. Was folgt, ist ein tragikomischer Beziehungsreigen, der die Instabilität, Unsicherheit und mangelnde Selbstbewusstheit der vier New Yorker Intellektuellen auf komische und dramatische Weise blosslegt.  



Hintergrund:
Husbands and Wives war jener Film, der bei seiner Premiere vollkommen überschattet wurde von der Trennung und der von den Medien sensationsgeil aufbereiteten Schlammschlacht zwischen Mia Farrow und Woody Allen; diese war von der Affäre Allens mit Mia Farrows Adoptivtocher Soon-Yi ausgelöst worden. Pikanterweise hat der von Allen gespielte Literaturprofessor eine Affäre mit einer seiner viel jüngeren Studentinnen (Juliette Lewis), was viele als Indiz für den autobiographischen Charakter des Films sahen (den Allen aber bestreitet). Die letzten Drehtage waren bereits von dem besagten Streit überschattet. Husbands and Wives war die letzte Zusammenarbeit zwischen Farrow und Allen, und die Schlammschlacht nahm später noch üblere Dimensionen an. Die Presse schlug sich auf Farrows Seite und sorgte mit verleumderischen Berichten dafür, dass Woody Allen bei vielen seiner Fans in Misskredit geriet. Tatsächlich war meine Rezeption bei der Premiere von Enntäuschung getrübt und ich konnte den Film nicht als den Wurf schätzen, der er tatsächlich ist.

Kritik:
Eigentlich ist der Film eine schonungslose Betrachtung des Älterwerdens. Zwei Paare finden sich unversehens in einem Lebensabschnitt wieder, der Neudeutsch als "midlife crisis" bezeichnet wird. Sie verlieren den gegenseitigen Halt, geraten dank gesellschaftlichem Druck zur Überzeugung, ihr Leben müsse doch mehr sein als die ereignislose "traute Zweisamkeit" und der ewig gleiche gemeinsame Freundeskreis. Und so werden wir Zeuge von brachialen und zaghaften Ausbruchsversuchen, von kleinen und grossen Erschütterungen, von Zusammenbrüchen und passiver Aggression.
Einmal mehr destilliert Woody Allen aus der Nabelschau menschliche Wahrheiten über den Lauf der Welt und das Strampeln der Menschen darin. Scheinbar nebenbei schafft er faszinierende, glaubhafte Charaktere, denen er mit viel psychologischem Gespür und Empathie Leben einhaucht.
Husbands and Wives lebt ganz stark von Allens brillianten Dialogen, die ständig zwischen schneidend und witzig changieren.
Das mit unruhiger Handkamera gefilme Werk macht die Visionierung nicht einfach, spiegelt aber den unsicheren Zustand der vier Hauptfiguren perfekt.

Wo ansehen:
Husbands and Wives findet man hierzulande online bei verschiedenen Stream-Anbietern - siehe hier.



Samstag, 1. Mai 2021

Seh-Empfehlung 28: Topaze (1933)

Originaltitel: Topaze
Mit John Barrymore, Reginald Mason, Myrna Loy, Jobyna Howland, Jackie Searl, Albert Conti, Louis Alberni u.a.
Drehbuch: Ben Hecht nach einem Theaterstück von Marcel Pagnol
Regie: Harry d'Abbadie d'Arrast

 


Inhalt:
Der sozialistisch-idealistische Grundschullehrer Auguste Topaze (John Barrymore) wird wegen seiner "marxistischen" Einstellung vom Dienst suspendiert und kommt darauf bei einem betrügerischen Grossindustriellen (Reginald Mason)
als Chefchemiker zu Ruhm und Ehre. In seiner idealistischen Begeisterung sieht er zunächst nicht, dass er vom seinem kapitalistischen Arbeitgeber missbraucht wird, und als es ihm bewusst wird, zeigt sich, dass er das System zu seinem Vorteil auszunützen gelernt hat.
Intelligentt und mit sarkastischem Witz servierte Gesellschaftssatire um Idealismus und dessen Zusammenprall mit der Realität.


Hintergrund:
Marcel Pagnols gleichnamiges Theaterstück wurde 1928 uraufgeführt und bereits 1933 wurde es verfilmt - und zwar gleich zwei Mal: Einmal in Frankreich, mit Louis Jouvet in der Hauptrolle, und einmal in Hollywood. Weil das Stück in Frankreich ein grosser Erfolg war, fand es seinen Weg auch in die USA - und der Schritt von dort auf die Leinwand war so gut wie sicher. Dass beide Filmversionen fast gleichzeitig erschienen, war Zufall.
Marcel Pagnol inszenierte drei Jahre später eine eigene Filmversion seines Stoffes, dem zahlreiche weitere folgten (.u, a. mit Fernandel oder Peter Sellers in den Rollen des Topaze).

Deshalb lohnt sich das Ansehen:
Die amerikanische Filmversion gehört voll und ganz John Barrymore. Und er macht das Beste daraus. Regelmässige Leser meines Blog wissen vielleicht, dass Barrymore zu meinen absoluten Lieblingsschauspielern gehört.
Sein komödiantisch-verspieltes Portrait des weltfremden Schulmeisters, der zu Ruhm und Geld kommt, ist ein einziges Vergnügen. Sein Spiel ist zwar übertrieben, doch Barrymore macht das derart gekonnt und präzise, dass es eine Freude ist. Dass er seinen Mitschauspielern auch ihren Platz lässt, ist umso sympathischer, als sich der Film ausschliesslich um seine Figur dreht. Barrymore war einer der grössten seines Fachs, und das kommt in diesem zu Unrecht vergessenen Film deutlich zum Ausdruck.
Aber auch das Drehbuch und die Regie sind erstklassig, da sie sich ganz in den Dienst der vorzüglichen, mehrschichtigen Vorlage stellenEin wunderbares Filmvergnügen!




 

 

Krieg der Träume - Roman von Robert Silverberg (1979)

Da ich im Moment kaum Filme schaue, dafür mehr lese, gibt es hier nun auch Buchbesprechungen von mir. Ich lege los mit einem vergessenen Kla...