Donnerstag, 30. November 2023

Meister des Gelächters, Folge 1: Der Sträfling im Frack

 

 

Willkommen zur ersten Folge von "Meister des Glächters"!
Hier gibt es jeden Freitag einen oder mehrere Slapstick-Filme von Anno Dazumal zu sehen (Video siehe unten).

Inspiriert wurde ich zu dieser Serie durch eine Sendung, welche das ZDF in den Siebzigerjahren ausstrahlte. Sie hiess Väter der Klamotte und stellte wöchentlich einen Slapstick-Komödianten des Stummfilms ins Zentrum - neben bekannten Gesichtern wie Stan Laurel, Oliver Hardy, Buster Keaton oder Harold Lloyd kamen auch vergessene Komiker wie Charley Chase, Snub Pollard oder Al St.John zum Zug. Heute sind sie alle praktisch vergessen.

Ich würde mich freuen, mit dieser Serie ein paar Leute für die vergessene Kunst des Slapstick gewinnen zu können.

Den Anfang macht der bekannteste von allen:
Charlie Chaplin
in The Adventurer (dt.: Der Abenteurer)
Der Film wurde vor 103 Jahren gedreht und ist heute noch so frisch ist wie im Jahr 1917, als er das Publikum begeisterte.
Der Film spricht für sich und kann auch ohne Englischkenntnisse genossen werden.

Also - lehnt Euch für 25 Minuten zurück und taucht ein in die wilde, rasante, unglaublich komische Welt des Slapstick!
Viel Spass!

Ach - und ich freue mich über Kommentare, Vorschläge oder Kritiken! Danke! 

 

Montag, 27. November 2023

Stimme am Telefon (The Slender Thread, 1965)


Regie: Sydney Pollack
Drehbuch: Stirling Silliphant und Shana Alexander
Mit
Sidney Poitier, Anne Bancroft, Telly Savalas, Steven Hill, Edward Asner u.a.

Der Freiwillige Alan (Sidney Poitier) arbeitet eines Abends allein in Dr. Coburns Krisenzentrum, als er einen Anruf einer offensichtlich selbstmordgefährdeten Frau (Anne Bancroft) erhält. Im Lauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass sie bereits eine lebensgefährliche Dosis Barbiturate geschluckt hat und nun auf den Tod wartet. Bloss: wo?
Da sie ihren Aufenthaltsort nicht preisgibt, setzt Alan alles in Bewegung, sie zu finden: Die Telefongesellschaft, die Polizei, die Feuerwehr.
Ein Wettlauf mit dem Tod beginnt.

Es ist nichts Neues, was uns Regisseur Sydney Pollack (in seinem weitgehend vergessenen Erstlingsfilm) und Autor Stirling Silliphant hier kredenzen - spannend ist eine solche Geschichte aber immer wieder.
Allerdings verlangsamen die wiederholten und extensiven Rückblenden auf die letzten paar Tage der Selbstmordkandidatin immer wieder den Spannungsaufbau; zudem verhalten sich die Menschen, die in der Rückblende auftauchen, nicht immer glaubhaft.

Beides beraubt den Streifen seiner Intensität, die in der Haupthandlung durchaus präsent ist und dort auch immer wieder voll aufflammt: Zwei Menschen, ein Zimmer - das reicht aus, wenn die Schauspieler gut sind. Und das sind sie hier, keine Frage.

Dank Sidney Poitier und Anne Bancroft lohnt sich der Film! Das intensive Spiel der beiden nagelt einen am Bildschirm fest. Auch die wichtigen Nebendarsteller, Telly Savalas (in einer beinah stummen Rolle) und Steven Hill (als Ehemann der Selbstmordkandidatin) tragen Wesentliches zur Glaubwürdigkeit und zum Spannungsaufbau bei.

Wer hervorragende schauspielerische Leistungen mag, sollte sich "Stimme am Telefon", so der deutsche Titel, ansehen; auch wenn der Film an sich nicht ganz überzeugt.
Leider gibt es ihn hierzulande weder im Stream noch auf Blu-ray/DVD.
Hier eine Möglichkeit, ihn zu sehen - allerdings nur in der englischen Originalfassung, dafür ohne Gebühren und Werbung.

Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man getrost sein lassen / schlecht

Freitag, 24. November 2023

Jede Menge Ärger (Big Trouble, 2002)


Regie: Barry Sonnenfeld
Drehbuch: Robert Ramsey und Matthew Stone
Mit Tim Allen,
Dennis Farina, Ben Foster, Janeane Garofalo, Rene Russo, Tom Sizemore, Stanley Tucci u.a.

Dieser Film wird m.E. völlig unterschätzt!
In vielen Reviews findet sich der Satz "Verglichen mit anderen Filmen von Barry Sonnenfeld..."
Da kann ich halt nicht mitreden; ich kenne nur die "Adams Family" aus dem 90er-Jahren, und der hat mir bedeutend weniger gut gefallen als "Big Trouble".

"Big Trouble" ist eine irre Gaunerkomödie die von ihrem Dead-Pan-Understatement lebt, die mit einer Traumbesetzung, zahllosen Sprüchen zum Auswendiglernen und einer überdurchschnittlich hohen Gagdichte aufwartet.
Der Inhalt lässt sich kaum wiedergeben, denn der Plot teilt sich auf etwa 14 Hauptcharaktere auf und verwickelt sich im Lauf der Handlung immer extensiver, bis zur Unentwirrbarkeit.
Es gibt keine Hauptfigur und folglich auch keinen Hauptdarsteller.

Im Zentrum steht... hmmm... ein mysteriöser Koffer? Ein Mordplan? Ein Looser, der die Aufmerksamkeit seines Sohnes sucht? Schwer zu sagen, aber eigentlich völlig unwichtig.
So chaotisch das Ganze wirkt, der Handlungsverlauf ist vom Drehbuch so gut geplant und von Regisseur so geschickt orchestriert, dass man den Überblick trotz aller immer wieder neu auftauchenden Figuren und Handlungselemente immer behält.

"Big Trouble" hat zumindest mir riesengrossen Spass gemacht. Ich mag Gaunerkomödien mit lauter unterbelichteten Gaunern, unterbelichteten Polizisten und unterbelichteten Opfern.
Ein Film, den ich bestimmt wieder anschauen werde - da steckt zu Vieles drin, was man beim ersten Mal nicht mitkriegt.

Big Trouble ist unter dem deutschen Titel "Jede Menge Ärger" bei verschiedenen Streaming-Diensten abrufbar.

Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man getrost sein lassen / schlecht

Ferner liefen:
Unter diesem Titel werden hier andere von mir geschaute Filme kurz besprochen, Filme, die in meinem Empfinden gegenüber dem oben beschriebenen weniger gut abschnitten. Doch Achtung: Auch hier können Perlen dabei sein!
Wer sich näher über die einzelnen Werke informieren möchte, möge auf den jeweiligen Link klicken, der zur englischsprachigen Internet Movie Database führt.

Kill the Boss ( Horrible Bosses, 2011)
Eindimensional, vulgär, unglaubwürdig... Eigentlich dürfte diese Komödie nicht funktionieren.
Und doch tut sie's! Und das liegt an den zahlreichen glänzenden komödiantischen Einfällen, schrägen Situationen und dem wunderbar harmonierenden Komödianten-Trio Bateman, Sudeikis und Day.
Und dank filmhistorischen Anspielungen springen für Cinèasten zahlreiche Bonus-Lacher 'raus.
"Horrible Bosses" ist Hollywood-Meterware, unterhält aber doch ganz passabel.

Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man getrost sein lassen / schlecht

Die Goonies (The Goonies, 1985)
In den Achtzigerjahren produzierte Steven Spielberg eine aufsehenerregende Reihe von aufeinanderfolgenden Fantasy-Knüllern (Poltergeist, E.T., Twilight Zone, Gremlins, Zurück in die Zukunft, Young Sherlock Holmes - und The Goonies).
Letzteren fand ich damals den Schwächsten von allen (knapp vor den Gremlins); fast vierzig Jahre nach der letzten Sichtung (im Kino) wollte ich die Goonies mal wieder sehen.
Mein Eindruck war überraschenderweise exakt derselbe: Eine krud zusammengeschusterte Abenteuergeschichte mit nervtötenden Kids, Figuren vom Reissbrett und null Charakterentwicklung.
Das Drehbuch ist holprig und die Regie wirkt überfordert (Richard Donner konnte wohl nicht so mit Kindern).
Einzig die Sets sind toll (und teuer), aber das reisst den Film für mich nicht 'raus.
Es passiert selten, dass ich nach sovielen Jahren einen Film gleich bewerte wie beim ersten Mal. Keine Ahnung, womit das zusammenhängt...
Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man getrost sein lassen / schlecht

Donnerstag, 16. November 2023

Mein Leben im Luxus (Easy Living, 1937)



Regie: Mitchell Leisen
Drehbuch: Preston Sturges
Mit Jean Arthur, Ray Milland, Edward Arnold, Mary Nash, Luis Alberni, Franklin Pangborn u.a.

Ein reiner Preston Sturges-Film - obwohl Sturges hier gar nicht selbst Regie führte (er schrieb "nur" das Drehbuch).
Aber hinter den Kulissen muss Sturges dem Regisseur Mitchell Leisen wohl doch ständig 'reingefunkt haben, denn was man zu sehen bekommt ist Sturges pur: Stakkato-Dialoge, irre Slapstick-Einlagen, viel Geschrei und eine mit zunehmender Filmdauer sich steigernde Hysterie.
(Für "Anfänger": Sturges drehte so irres Zeug wie Sullivan's Travels, Hail the Conquering Hero und Palm Beach Story - alles Komödien, die bis zum schieren Wahnsinn ausufern.)

Easy Living beginnt mit dem reichen Stahlmagnaten Mr. Ball (Edward Arnold), der im Streit den Pelzmantel seiner Frau vom Balkon seines Wolkenkratzers schmeisst, und damit die arme von der grossen Depression gebeutelte Journalistin Mary Smith (Jean Arthur) trifft.
Viel Klatsch und ein paar Missverständnisse sorgen dafür, dass Mrs. Smith plötzlich im Zentrum aller Aufmerksamkeit steht und ohne einen Finger zu rühren zu einem Leben in Luxus kommt. Ohne es zu wissen, wer er ist, verliebt sie sich in Mr. Ball jr. (Ray Milland), mit dessen Hilfe sie beinahe einen Börsencrash herbeiführt.

Sämtliche Akteure hinter der Kamer geben ihr bestes, inkl. Ray Milland als Millionärssohn und Luis Alberni als cholerischer Hotelmanager.
Regisseur Leisen garniert den Irrsin mit eleganter Garderobe und erlesener Art Deco-Ausstattung, so dass zum hohen Unterhaltungs- auch noch ein ebensolcher Schauwert hinzukommt.
Unglaublich, dass dieses filmische Knallbonbon heute praktisch unbekannt ist!

Im deutschsprachigen Raum kann er leider nicht gestreamt werden. Dafür ist er - für alle, die des Englischen mächtig sind - auf youtube in der Originalversion kostenlos und werbefrei abrufbar.

Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man getrost sein lassen / schlecht

Ferner liefen:
Unter diesem Titel werden hier andere von mir geschaute Filme kurz besprochen, Filme, die in meinem Empfinden gegenüber dem oben beschriebenen weniger gut abschnitten. Doch Achtung: Auch hier können Perlen dabei sein!
Wer sich näher über die einzelnen Werke informieren möchte, möge auf den jeweiligen Link klicken, der zur englischsprachigen Internet Movie Database führt.

Des Königs Admiral (Captain Horatio Hornblower, 1951)
Der Autor der (noch heute) populären Seefahrt-Romane um Captain Hornblower, C.S. Forester höchstselbst, hatte die drei ersten Teile seiner Saga für diesen Film aufbereitet.
Das ist hervorragend gelungen, obwohl die Handlung dadurch etwas gestaucht daherkommt. Der Film geht in grossen Schritten von einem Höhepunkt zum nächsten, doch sorgfältige Figurenzeichnung, viel Humor und eine grandiose Inzenierung in berauschendem Technicolor ergeben ein wunderbares Seefahrt-Spektakel mit schier endlosem Schauwert.
Die Schauspieler-Crew ist perfekt gewählt und bringt die Leinwand zum knistern.
Einzig die letzten paar Minuten wirken in ihrer aufs Happy-End zielenden Gehetztheit lächerlich und setzen dem schönen Klassiker einen leichten Dämpfer auf.
Trotzdem: Ein Film, den man gesehen haben sollte!
Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man getrost sein lassen / schlecht

Sonntag, 12. November 2023

Drei Amigos (Three Amigos, 1986)


Originaltitel: Three Amigos
Regie: John Landis
Drehbuch: Steve Martin, Lorne Michaels und Randy Newman
Mit Steve Martin, Chevy Chase, Martin Short, Alfonso Arau, Patrice Martinez u.a.

Amerika in den 20er-Jahren. "The Three Amigos" ist der Titel einer (fiktiven) Stummfilm-Serie um drei Helden, die in Südamerika gegen allerlei Unrecht kämpfen. Im wahren Leben sind Lucky Day, Dusty Bottoms und Ned Netherlander (Steve Martin, Chevy Chase und Martin Short) alles andere als Heldenhaft - sie verhalten sich eher wie drei verwöhnten Kinder.
Im real existierenden Südamerika sind zwei Einwohner eines von Banditen geknechteten Dorfes auf der Suche nach Hilfe. Als sie zufällig einen Three-Amigos-Film sehen, schicken sie den drei Helden einen Telegramm-Hilferuf. Dieser wird auf der anderen Seite allerdings als Show-Engagement missverstanden.

Die erste Hälfte dieses Hollywood-Klamauks, den John Landis ("Die Blues Brothers") inszeniert und an dessen Drehbuch Steve Martin mitgewerkelt hat, weist eklatante Parallelen zur heutigen Politik auf. Die drei Amigos gleichen in ihrem dummdreisten Gehabe eher verwöhnten Kindern als Helden (was bereits von ihrem lächerlichen Kleidungsstil gespiegelt wird): Sie sind restlos egozentrisch und leben in ihrer kindlichen Traum- oder Wunschwelt; die bittere Realität blenden sie einfach aus: Die Banditen und deren unterdrückerische Haltung nehmen sie als Filmkulisse wahr, und die anderen Menschen sind da, um sie zu bewundern.

So endet ihr Einsatz schliesslich im Fiasko für alle - ausser für die Bösewichte: Das Dorf wird dem Erdboden gleichgemacht, die Dorfschönheit entführt und die drei Helden werden von der Dorfbevölkerung schmählich zum Teufel gejagt.
Datiert man das Geschehen und das Personal dieses Streifens auf die heutige Zeit auf, bekommt man hier einen verblüffenden Einblick in die Geisteshaltung und -kapazität jener grünen und linken Politiker, die gerade Deutschland (oder u.a. auch die Schweiz) mit ihrer dummdreisten Realitätsverweigerung an die Wand fahren. Konkret: Die geistig-psychologische Determiniertheit von Egomanen wird hier schlüssig aufgezeigt.

Was in der aktuellen Politik leider nicht passiert, geschieht im Film: Nach der Katastrophe dämmert es den drei "Amigos", langsam erkennen sie die Realität und öffnen sich ihr, indem sie ihre Selbstverliebtheit überwinden.
Das ergibt zwar einen partiell witzigen, aber ungleich schwächeren zweiten Teil, der nur noch wie ein Apendix wirkt, ein Anhängsel, das der Standardlänge eines Kinofilms geschuldet ist.
Natürlich müssen die drei "Helden" nun traumfabrikgerecht über sich hinauswachsen und am Schluss der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen.
War der erste Teil der brutalen Realität verpflichtet, driftet er hier in die hollywood-übliche Traumwelt ab und mäandert mit leichter Schlagseite dem Happy-End zu.
Komödiantische Glanzstücke wie der singende Busch und der unsichtbare Schwertkämpfer lassen die Schwächen zumindest partiell vergessen.

Fazit: Die erste Hälfte von Landis' Film ist ein geistreiches und gut aufgebautes Spiel um Sein und Schein (die Dorfbewohner verwechseln das Treiben im Stummfilm mit der Realität, die drei Stummfilmdarsteller verwechseln die Realität mit einem Filmsets); nachdem der konsequenten Durchgeführung dieser Thematik wäre der Film nach 60 Minuten eigentlich zu Ende. Was drangehängt wurde, fällt deutlich hinter den ersten Teil zurück.

Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man auch sein lassen / schlecht

Spielfilme auf Youtube: Heil dem siegreichen Helden (Hail the Conquering Hero, 1944)

Heute: Heil dem siegreichen Helden (1944) Zu sehen in HD und in voller Länge mit deutschen Untertiteln auf youtube (Link s. unten). USA 19...