Mittwoch, 24. März 2021

Baby Face (1933)

 


Originaltitel: Baby Face
Mit Barbara Stanwyck, George Brent, Donald Cook, Henry Kolker, Theresa Harris, Alphonse Etier, John Wayne u.a.
Drehbuch: Gene Markey und Kathryn Scola
Regie: Alfred E. Green

Vor der Sichtung:
Es ist erstaunlich, aber wahr: Manche US-Filme aus den frühen Dreissigerjahren wirken heute moderner als solche aus den 50ern. Das hat mit dem Hays-Code zu tun, der 1933 eingeführt wurde und der die Zensur in den US-Filmstudios installierte. Die Filme, die vor dem Code die Studios verliessen, waren zum Teil gewagt, offenherzig und sehr direkt. Und wirken deshalb heute frischer und lebendiger als viele ihrer Nachfolger.
Baby Face gilt als ein Paradebeispiel eines Films der sogenannten Pre-Code Zeit.

Inhalt:
Die junge Lily Powers (Stanwyck) führt ein miserables Leben als Tochter eines Speakeasy-Betreibers, der sie auch mal an seine Schutzleute verleiht. Als der Vater stirbt, befolgt Lily den Rat eines befreundeten Schuhmachers, sich selbst zu vermarkten und die Männer auszunutzen. Sie geht mit ihrer Maid Chico (Theresa Harris) nach New York und findet eine Stelle bei einer Bank. Dort bezirzt sie sämtliche wichtigen Männer, gelangt mit "den Waffen einer Frau" bis zur Spitze des Unternehmens und wird reich. Das geht gut, bis ein neuer Direktor (George Brent) die Bank übernimmt...

Nach der Sichtung:
Ich will mich nicht lange mit diesem Machwerk aufhalten, seine nähere Betrachtung scheint mir nicht gerechtfertigt. Thematisch interessierte er mich von Anfang an nicht, ich habe ihn mir nur dank der hohen Wertung auf imdb.com und einiger dort platzierten euphorischen Lobeshymnen angeschaut.
Hat sich was mit "Paradebeispiel eines Films aus der Pre-Code-Zeit"! Ich finde kaum ein gutes Wort dafür.
Baby Face
ist brutal langweilig. Unaufhörlich wird immer dasselbe wiederholt: Lily kriegt einen Mann nach dem anderen 'rum, in gefühlt endloser Folge. Die Bilder wiederholen sich. Leider glaubt man der Stanwyck die Faszination nicht, die sie auf die gesamte Männerwelt ausüben soll - und so funktioniert der ganze Film nicht. Sämtliche Charakteren sind eindimensinal gezeichnet, platte Abziehbilder des Lebens.
Natürlich ist die Thematik (eine Frau schläft sich nach oben) für Hollywood gewagt und aussergewöhnlich und war in dieser Offenheit tatsächlich nur vor dem Hays-Code möglich. Doch was nützt es, wenn sie dann derart uninspieriert abgehandelt wird?
Die gesamte Filmdauer über erinnert eine Stimme im Hinterkopf daran, wieviel besser und witziger Ernst Lubitsch das Ganze inszeniert hätte... Das frivole Liebesspiel war seine Spezialität und er konnte ohne viele Worte ganze Romane erzählen und Charaktere lebendig werden lassen. Hier wird gequasselt, gequasselt, gequasselt, mit fadem Resultat.
Zum Schluss artet das feministisch angehauchte Rachemelodram in ein unangemessen sülziges Happy End aus, das sämtliche eventuell vorhandenen gesellschaftskritischen Untertöne ausradiert und den Film im Nichts der Aussagenlosigkeit verschwinden lässt.

Die Schauspielerei ist noch das beste an Baby Face, hier gebührt allerdings nicht der vielgelobten Stanwyck die ehrenvollste Nennung; es sind vielmehr George Brent und Henry Kolker, die mit ihren Persönlichkeiten etwas Licht in diese trübe Angelegenheit bringen. Doch gegen die Flachheit ihrer schlecht geschriebenen Figuren kommen sie damit auch nicht an...


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