Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Billy Wilder, Charles Brackett, Richard L. Breen
Mit Jean Arthur, John Lund, Marlene Dietrich, Millard Mitchell, Stanley Prager u.a.
Billy Wilder hat einige zeitlose Kinowerke gedreht – aber auch solche, die heute praktisch vergessen sind. A Foreign Affair zählt zur letzten Kategorie, und es wird im Verlauf des Films klar, weshalb.
Erzählt wird eine Art Dreiecksgeschichte, die in den Ruinen des zerbombten Berlin ihren Lauf nimmt. Der Ausdruck „eine Art“ Dreiecksgeschichte deutet darauf hin, dass man nicht so recht weiss, was der Film eigentlich sein will.
Einerseits ist er ein Zeitzeugnis. Es gibt nicht nur erschütternde Aufnahmen aus der Ruinenstadt; die Nöte der hungernden Bevölkerungen sind ebenfalls in die Geschichte integriert. Das ist der interessante, relevante Teil des Films.
Andererseits
ist er eine romantische Komödie mit zwei Liebesgeschichten; die eine
findet zwischen dem US-Besatzungsoffizier John Pringle (John Lund) und
dem ehemaligen Nazi-Flittchens Erika von Schlütow (Marlene Dietrich)
statt, die andere zwischen der US-Kongressabgeordneten Phoebe Frost
(Jean Arthur), die im amerikanischen Sektor Berlins für Zucht und
Ordnung sorgen möchte, und dem bereits erwähnten Captain Pringle.
Frost liebt Pringle, er aber liebt von Schlütow und sie – liebt eigentlich niemanden.
Die Dreiecksgeschichte ist bisweilen witzig, aber im Grunde uninteressant. Sie besetzt den Mittelteil des Films, der einige Längen aufweist. Drumherum ist der dokumentarische Teil gebettet. A Foreign Affair ist wie ein verkehrtes Spiegelei: Aussrum der nahrhafte Dotter und in der Mitte eine Erhebung aus eher fadem Eiweiss.
Billy Wilders Filmographie ist für mich ein Auf und Ab zwischen ikonischen, unsterblichen Meisterwerken und Mittelmässigkeiten. Nach A Foreign Affair drehte Wilder den Klassiker Sunset Boulevard, und vorher hatte er den unbedeutenden Emperor Waltz und den grossartigen The Lost Weekend abgeliefert.
Damit keine Misverständnisse aufkommen: A Foreign Affair
ist nicht schlecht und ich behaupte, dass eine andere Besetzung den
Film noch aufgewertet hätte; so war die Rolle des Captain Pringle extra
für Cary Grant geschrieben worden, der dann aber zur Zeit des Drehs
unabkömmlich war und durch den blassen John Lund ersetzt wurde (ein
Schauspieler, von dem ich bis dato noch nie was gehört hatte). Auch Jean
Arthur, die ihre grosse Zeit in den Dreissigerjahren hatte, empfand ich
als Fehlbesetzung: Die quirlige Screwball-Queen als alte Jungfer? Eher
nicht. Sie ist zudem sichtbar zu alt für ihre Rolle...
Marlene
Dietrich hingegen passt perfekt - ihre starke Präsenz kommt dem Film
sehr zugute. Nicht auszudenken, was Cary Grant an ihrer Seite zudem
bewirkt hätte...
Der Film hat seine starken Momente und die bleiben letztlich haften – deshalb gibt's von mir trotzdem eine Empfehlung.
Der Film ist im deutschsprachigen Raum auf DVD/Blu-ray erschienen - beide sind inzwischen vergriffen, antiquarisch aber noch auffindbar.
In der englischen OV kann der Film hier online geschaut werden.
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