Originaltitel: The Fugitive
Mit Harrison Ford, Tommy Lee Jones, Joe Pantoliano, Sela Ward, Jeroen Krabbé, Andreas Katsulas, Julianne Moore u.a.
Drehbuch: Jeb Stewart und David Twohy
Regie: Andrew Davis
Vor der Sichtung:
The Fugitive ist einer jener vielen Filme, die ich damals, vor bald 20 Jahren, anlässlich ihrer Premiere im Kino gesehen hatte. Er wurde von der Kritik hochgejubelt, hatte bei mir aber keinen grossen
Eindruck hinterlassen. Deshalb bin ich gespannt, ob ich heute anders
darauf reagiere - so, wie das bei anderen Filmen aus jener Zeit schon oft der Fall
war. Zudem verspreche ich mir einen nostalgischen Ausflug in jene Zeit,
wo Harrison Ford noch als Action-Hero unterwegs war.
The Fugitive ist inspiriert von der gleichnamigen TV-Fernsehserie aus den Sechzigerjahren, deren Handlung er in komprimierter Form wiedergibt.
Inhalt:
Der Chirurg Dr. Richard Kimble (Harrison Ford) wird zum Tod verurteilt, weil er seine Frau umgebracht haben soll. Während der Fahrt zum Hochsicherheitsgefängnis verunglückt der Gefangenentransport und Kimble kann fliehen. Doch schon nach wenigen Stunden ist ihm eine ganze Polizei-Armada, angeführt von US-Marshall Samuel Gerard (Tommy Lee Jones) hart auf den Fersen. Kimbles einzige Chance ist es, den wahren Killer zu finden und damit seine Unschuld zu beweisen...
Nach der Sichtung:
Diesmal hat The Fugitive einen deutlich stärkeren Eindruck auf mich gemacht: Der Film ist hervorragend gemachtes Action-Kino, das so spannend ist, dass man kaum zum Atemholen kommt. Man kommt auch kaum zum Nachdenken. Erst wenn der ganze Zauber vorbei ist, bemerkt man, dass der Beginn (der Mord an der Ehefrau) schlecht mit der Auflösung der Geschichte korrespondiert. Wer nicht zuviel verraten haben will, sollte den folgenden, kursiv gedruckten Satz (Spoiler) nicht lesen:
Die Komplotteure, die hinter dem Mord steckten wollten Dr. Kimble loswerden; es ist völlig unmöglich, dass sie den Mord an der Gattin samt aller Begleitumstände so planen konnten, dass der Doktor zuletzt als einziger Verdächtiger verurteilt werden würde; jeder vernünftige Mörder hätte Kimble direkt aus dem Weg geräumt.
In der Fernsehserie, die von 1963 bis 1967 lief, mochte diese Unstimmigkeit dank dem zeitlichen Abstand zwischen dem Mord und dessen Auflösung nicht mehr stark ins Gewicht fallen; im Spielfilm, in komprimierter Form, fällt sie negativ auf.
Am Beginn von The Fugitive stand wohl das Vorhaben, eine Art Mega-Action-Film zu kreieren, in welchem der von allen Hunden gejagte Protagonist simultan zur atemlosen Jagd einen Möder suchen muss - ein doppeltes Spannungsmoment also. Um dieses Gerüst wurde die Handlung so dicht drapiert, dass man, wie bereits gesagt, vor lauter Action das Denken vergisst und somit auch die zahlreichen Zufälle, die dem Helden immer wieder zu Hilfe kommen, zunächst einfach übersieht.
The Fugitive ist kein schlechter Film, er funktioniert trotz der erwähnten Kritikpunkte erstaunlich gut - dank des harmonischen Zusammenspiels der drei Hauptkomponenten Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller. Die Regie setzt die ausgeklügelten Wendungen des Drehbuchs, die Schauplätze und die Charaktere effektiv und dynamisch um, und die beiden Hauptdarsteller verleihen ihren Figuren Leben und sorgen immer wieder für den nötigen Unernst. Harrison Ford und Tommy Lee Jones liefern sich hier einen denkwürdigen Schauspieler-Showdown, und an diesen konnte ich mich noch erinnern.
Am besten schnallt man sich vor dem Film an, stellt das Rauchen und das Denken ein, und ab geht's. Das ist die Art und Weise, wie man The Fugitive am entspantesten geniessen kann.
Die Busunglück-Sequenz fiel mir übrigens besonders auf: Sie ist unglaublich aufwendig und realistisch inszeniert und verschlang wahrscheinlich den Grossteil des Budgets. Damals liess man einen echter Zug in einen echten Bus rasen, die Entgleisung und der ganze Materialschaden waren echt. Zudem musste die Unfallstelle massstabgetreu nachgebaut werden - sie fungiert heute als Toristenattraktion. Heute würde man diese Passage mittels CGI-Technik in Angriff nehmen - sie wäre genauso effektiv, aber ungleich kostengünstiger.
The Fugitive ist unter dem deutschen Titel Auf der Flucht auf Blu-ray und DVD nur noch antiquarisch erhältlich. Online kann er bei verschiedenen Anbietern angesehen werden.
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