Originaltitel: Seven Brides for Seven Brothers
Deutscher Titel: Eine Braut für sieben Brüder
USA 1954
Mit Howard Keel, Jane Powell, Tommy Rall, Russ Tamblyn, Jeff Richards, Julie Newmar u.a.
Drehbuch: Albert Hackett, Frances Goodrich und Dorothy Kingsley nach einer Geschichte von Stephen Vincent Benet
Regie: Stanley Donen
Über den deutschen Titel dieses US-Musicals kann man sich mal wieder nur wundern: Er macht aus sieben Bräuten (eine für jeden der sieben Brüder) eine einzige. Seven Brides for Seven Brothers ist somit kein Film über die Vielweiberei, sondern er dreht sich um eine Sippschaft von Hinterwäldlern, sieben alleinstehende Brüder, welche sich alle eine Frau wünschen - zum kochen, putzen, aufräumen. Feministinnen aufgepasst: Es ist alles ironisch gemeint (Ironie: Dabei behauptet der Sprecher etwas, das seiner wahren Einstellung oder Überzeugung nicht entspricht, diese jedoch für ein bestimmtes Publikum ganz oder teilweise durchscheinen lässt).
Zunächst konzentriert sich der Film auf den ältesten Bruder, Adam Pontipee (Howard Keel), der aus der gemeinsam mit den Brüdern bewohnten Wald-Hütte ins nächstgelegende Dorf herabsteigt, um einzukaufen. Nebst der üblichen Vorräte will er am liebsten auch gleich noch eine Frau mitnehmen, eben zum kochen und so weiter.
Mirakulöserweise findet er gleich eine, Millie, eine junge Servierdame (Jane Powell); sie verliebt sich auf den
ersten Blick in den stattlichen Adam, heiratet ihn und fährt mit
ihm zur Hütte zurück. Dass da noch sechs weitere Pontipees wohnen, samt
und sonders grässlich ungehobelte Burschen, davon weiss sie allerdings (noch) nichts.
Bis hierhin ist der Streifen mühsam. Die beiden Hauptdarsteller verkörpern
eindimensionale Figuren, singen einige laue Songs und bewegen sich durch
eine lächerliche Studiolandschaft mit im Hintergrund aufgemalten
Kulissen - Seven Brides sieht zunächst nach typischer MGM-Musical-Dutzendware aus.
Als dann aber Adams Brüder auftauchen, wendet sich das Blatt, nun kommt Komödie ins Spiel. Die sechs sind strohdumm, aber treuherzig und wie eine Bande übermütiger Kinder haben sie nichts als Flausen im Kopf.
Millie verschafft sich nach einem gehörigen Schrecken Respekt und bringt
der Saubande Manieren bei; dabei wirkt sie wie eine Kindergärtnerin, die ihren ihr treu ergebenen Schützlingen das richtige Leben erklärt. Nach einem Fadeout sind die Brüder soweit präsentabel, um auf Brautschau gehen
können.
Mit der Einführung der Brüder in die Handlung lässt der Film plötzlich eine unbändige Spielfreude erkennen, die
mitreissender wird, je länger er dauert. Es folgen Tanzsequenzen,
die derart lebendig und virtuos in Szene gesetzt sind, dass man die
anfäglichen Vorbehalte vergisst. Ab jetzt legt Regisseur Stanley Donen (Singin' in the Rain) so richtig los, zeigt was er kann und zieht choreografisch alle verfügbaren Register. Und deren sind viele: Man merkt deutlich, dass Donen gelernter Choreograf war. Die ausgedehnte Sequenz um das Aufrichtefest bei einem Nachbarn sprüht vor Freude, Ideen, Witz und Farben. Ihr liegt eine der kompliziertesten und artistischsten Choreografien in der Geschichte der MGM-Musicals zugrunde, man kommt aus dem Staunen und Lachen kaum mehr heraus.
Es geschieht selten, dass einzig die Inszenierung die Schwächen des Drehbuchs wettmacht, doch hier ist es der Fall. Und nicht nur das: Auch die schwache Musik fällt kaum mehr ins Gewicht.
Die sechs Brüder sind zudem herrlich anarchisch gezeichnet, dank ihrer Verrücktheit kommt Seven Brides for Seven Brothers immer wieder vom vorgezeichneten Weg der MGM-Betulichkeit ab.
Auch wenn
die Hauptcharaktere flach bleiben, Howard Keel und Jane Powell
schauspielerisch gegenüber den anderen abfallen und viele Wendungen völlig unglaubwürdig bleiben, Seven Brides for
Seven Brothers macht dank der Spielfreude der sechs Brüder-Darsteller, der schwungvollen
Inszenierung und seinen Ausbrüchen in die Anarchie nach einigen
Anfangsschwierigkeiten grossen Spass! Kein weltbewegender Film, aber gut für die Laune!
Eine Braut für sieben Brüder ist bei uns auf DVD erschienen, sie ist allerdings nur noch antiquarisch greifbar. Dafür gibt's ihn aktuell online zu sehen; mehrere Streaming-Dienste führen ihn in ihrem Programm (amazon, iTunes, Microsoft).
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