Regie und Drehbuch: Ernst Marischka
Mit Romy Schneider, Karlheinz Böhm, Magda Schneider, Uta Franz, Gustav Knuth u.a.
Sissi sei der Inbegriff des kitschigen deutschen 50er-Jahre-Heimatfilms, so wurde mir immer erklärt. Deshalb verspürte ich bislang keinerlei Motivation, ihn zu sehen.
Doch immer wieder hörte ich von Fans, die ihn sich jedes Jahr einmal 'reinziehen. Und weil ich gelernt habe, dem "Hörensagen" nicht zuviel Gewicht beizumessen, habe ich ihn mir jetzt mal angeschaut.
Der Film ist äusserst simpel gestrickt: Kaiser Franz Josef von Oesterreich (Karlheinz Böhm) sucht eine Gattin; dafür vorgesehen ist Prinzessin Helene von Bayern (Uta Franz), die Tochter seiner Tante Ludovica (Magda Schneider). Statt dessen verliebt er sich in Helenes jüngere, burschikose Schwester "Sissi" (Romy Schneider), die er schliesslich in einer grossen Zeremonie heiratet.
That's it.
Natürlich wird der Streifen von einer guten Schar Nebenfiguren aufgelockert, doch mehr als "Boy Meets Girl, Boy Marries Girl" - auf hoheitlichem Niveau - schaut dabei nicht heraus.
Sissi ist leidlich unterhaltsam. Und schön bunt. Und voll wunderschöner Kostüme.
Soo furchtbar kitschig fand ich ihn nicht, die Truppe um Ernst Marischka gibt immer mal wieder komödiantisch Gegensteuer, wenn's allzu süsslich zu werden droht.
Leider ist der Humor ziemlich altbacken und die komischen Darsteller (u.a. Josef Meinrad) zu ungeschickt und plump in ihren Bemühungen, als dass hier wirklich Freude aufkommen könnte.
Zudem wirkt das Bestreben, die Adeligen als "Leute wie du und ich" darzustellen, bemüht anbiedernd und unglaubwürdig.
Die interessantesten Charaktere sind überrschenderweise "Sissi" und "Franzl", was nicht zuletzt den beiden Hauptdarstellern geschuldet ist. Romy Schneider und Karlheinz Böhm spielen ihre Parts als einzige nuanciert und überzeugend, ihre Charaktere sind vom Drehbuch mit ausreichend Glaubwürdigkeit bedacht worden.
Ein Wort noch zur Ausstattung. Die Kostüme hatte ich bereits erwähnt, sie sind eine Augenweide und waren bestimmt nicht billig. Die Hochzeits-Schlusssequenz, mit welcher Sissi (ziemlich abrupt) abschliesst, muss Unsummen verschlungen haben. Man sieht dem Film teilweise an, dass die Macher mit Hollywood in Konkurenz treten wollten. Trotzdem gibt es immer wieder Strecken, die nach Geldmangel aussehen, zum Beispiel der Empfang des Kaisers; da wurden relativ wenig Statisten (erfolglos) so drapiert, dass es nach mehr aussehen soll. Beim Ball spielt ein Orchester, das man nur hört, aber nie zu sehen bekommt.
Solche Abschnitte wirken nicht nur im Vergleich mit Hollywood, sondern auch mit anderen Sequenzen innerhalb dieses Werkes etwas irritierend.
Fazit: Die Visionierung des ersten Films der Sissi-Trilogie hat bei mir keinerlei Lust geweckt, die anderen Teile auch anzuschauen.
- Regie: Gesichtslos
- Schauspiel: Schneider und Böhm sind gut; alle anderen sind im besten Fall passabel
- Plot: Nicht vorhanden
- Wiederschau-Wahrscheinlichkeit: Nicht freiwillig
Mein Prädikat: Herausragend / sehenswert / kann man getrost sein lassen / schlecht
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