Dienstag, 12. April 2022

Der Mann aus Laramie (The Man from Laramie, 1955)


Stärkste Eindrücke:
- James Stewart! In diesem Film zeigt sich deutlich, was für ein fantastischer Schauspieler er war, noch besser, als ich bislang gedacht hatte! In der Rolle des einsamen, abgehärteten Westerners zeigt er - vollkommen überzeugend - ein komplett anderes Gesicht als jenes, das man aus seinen vielen leichteren Filmen kennt.
- Sämtliche Co-Schauspieler in diesem Film sind ebenfalls hervorragend - ausser Cathy O'Donnell, die aber zum Glück nur wenige Auftritte hat.
- Die Einbettung der Handlung in spektakuläre Landschaftsbilder ergibt zum Teil atemberaubende Sequenzen (Kamera: Charles Lang).
- Der Titelsong ist grottenschlecht, der Text richtiggehend lächerlich.

Ein Mann - genauer: derjenige aus Laramie - kommt auf der Suche nach dem Mörder seines Bruders in eine Kleinstadt in New Mexico. Dort führt der Rancher Alec Waggoman (Donald Crisp) das Regime und eh' der "Mann aus Laramie" (James Stewart) sich's versieht, ist er in die mörderischen Händel von dessen Familie verwickelt. Waggomans Sohn Dave (Alex Nicol) ist ein frei herumlaufender und vor allem -schiessender Irrer, der vom im Dorf allmächtigen Vater protegiert wird.

Oft wird im Zusammenhang mit den Western dieses Regisseurs (Anthony Mann) angeführt, sie würden sich an Shakespeares Dramen orientieren, dieser Film insbesondere an King Lear. Ich wage dies stark zu bezweifeln - da haben die Kritiker mal wieder voneinander abgeschrieben. Dahinter steht die Einstellung europäischer Kritiker, der Hollywoodfilm per se sei nichts wert und könne nur im Zusammenhang mit europäischen kulturellen Errungenschaften etwas gelten.
Ich sehe, wenn überhaupt ein Vorbild ausgemacht werden muss,
viel eher ein Echo auf die Dramen des Tennessee Williams darin, dessen überdimensionierte Vaterfiguren und deren halbwahnsinnige Söhne zur Zeit des Filmdrehs in den amerikanischen Theatern und Kinos gerade Furore machten.
Alec und Dave Waggoman könnten direkt einem von Williams' Stücken entsprungen sein: Der Übervater und sein degenerierter, verhätschelter und gewalttätiger Sohn.

The Man from Laramie hat aber eigentlich keine Vergleiche nötig. Der Film steht für sich allein, und da steht er ganz gut. Solide und sicher.
Diese letzte Zusammenarbeit zwischen Anthony Mann und James Stewart gehört zu den besten Western, die ich kenne. Die Charaktere werden sorgfältig entwickelt, sie bleiben lebendig, nicht zuletzt dank einer hervorragenden Schauspieler-Truppe (zu der auch Arthur Kennedy als eifersüchtiger Waggoman-Vertrauter und Aline MacMahon als hemdsärmlige Nachbars-Rancherin gehört).
Das Drehbuch von Philip Yordan & Frank Burt ist neben den Schauspielern wohl das stärkste Element des Streifens: Es lässt die Handlung als logischen Ablauf erscheinen, der sich aus den Reaktionen und Interaktionen der Charaktere ergibt: Stimmig, zwingend und unausweichlich.

So nimmt einen dieser Western von Beginn weg gefangen und lässt einen auch hinterher eine Weile nicht mehr los.
Da ich Western nicht zu meinen Lieblingsgenres zähle und ihnen in der Regel eher kritisch gegenüberstehe, darf ich wohl sagen, The Man from Laramie bereite auch Western-Muffeln schönsten Film-Genuss. 

Der Film kann als Der Mann aus Laramie im deutschsprachigen Raum auf Blu-ray bezogen werden (die DVD ist inzwischen ausverkauft). Bei einigen Anbietern kann er auch online geschaut werden.


For the record:

Bevor ich auf der Suche nach einem rezensionswürdigen Film bei The Man from Laramie hängen geblieben bin, habe ich folgenden Film ausprobiert:  

Bernie (2011)
Mit diesem von Richard Linklater geschriebenen und inszenierten Film konnte ich rein gar nix anfangen!
Es geht um einen Leichenbestatter (Jack Black), der sich in einer texanischen Kleinsatadt einnistet und die Gunst der älteren Einwohner und vor allem einer verhärteten Witwe (Shirley MacLaine) gewinnt.
Black spielt seine Rolle so, als sei er ein Betrüger und seine Bigotterie ist derart triefend, dass einem dabei übel werden könnte. Man weiss nicht, handelt es sich hier um eine Satire oder nicht. Soll dieser Bernie nun ein Sonnenschein sein oder ein Zyniker? Die Position des Filmemachers ist völlig undurchsichtig, so dass mir die Freude ziemlich bald verging und ich mich mit der Zeit gar verschaukelt fühlte. Das war dann das Aus für Bernie - auf halbem Weg.

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