Manchmal macht es Spass, einen völlig unbekannten oder vergessenen Film zu entdecken. Dieser hier, ein britischer Nachkriegs-Krimi, war im deutschsprachigen Raum nie zu sehen. Es ist kein Film, den ich empfehlen würde, aber er ist kurzweilig genug für einen unterhaltsamen Filmabend - und der beste Film, den ich in den letzten Tagen und Wochen zu sehen bekam.
Richard Attenborough spielt einen jungen Taxifahrer, der die Leiche seines zwielichtigen Army-Kumpels findet und der darauf zusammen mit seiner Freundin (Sheila Sim, Attenboroughs Ehefrau) den Mord aufklärt.
Gut gespielt, atmosphärisch dicht und mit einigen schlauen Wendungen, vermag der von John Paddy Carstairs inszenierte und von Brock Williams geschriebene Streifen auch heute noch gut zu unterhalten. Dancing With Crime ist ein respektabler Streifen, insgesamt allerdings etwas gar harmlos und zum Schluss leider etwas simpel in der Auflösung.
Von diesem Film existiert eine sehr gute englische DVD-Edition von Simply Media.
Man kann ihn - in der Originalversion - aber auch (in hervorragender Bildqualität) bei youtube anschauen.
Ab dem nächsten Post geht es hier wie folgt weiter:
Ich wähle vier Filme, die ich mir ansehe - und der beste der vier bekommt eine ausführliche Rezension.
Folgene Filme stehen auf meiner Liste:
Mary Stevens M.D. (1932)
Casablanca (1941)
Schrei der Grossstadt (Cry of the City, 1948)
Rush Hour (1998)
Ihr meint, der Fall sei klar? Wir werden sehen - ich habe in dieser Hinsicht schon viele Überraschungen erlebt... Und notfalls kriegt mehr als einer eine ausführliche Rezension.
For the record:
Bevor ich auf der Suche nach einem rezensionswürdigen Film bei Dancing With Crime hängen geblieben bin, habe ich folgende Filme ausprobiert:
The Adam Project (2022)
Auf der Suche nach seiner mutmasslich verstorbenen Freundin landet ein Pilot aus der Zukunft (Ryan Reynolds) im Jahre 2022, wo er sich selbst begegnet und mit Hilfe seines Kinder-Selbst einige Zeit-Weichen anders zu stellen versucht.
Klingt interessant, doch Shawn Lewis Film ist leider ziemlich missraten. Er wirkt, als hätte jeder der vier beteiligten Drehbuchautoren - alle unterschiedlich talentiert - an je einem Teilstück gearbeitet und diese seien danach in Eile zusammengebebbt worden.
Da gibt es dümmliche Crash-Sequenzen neben sehr berührenden Momenten. Die Inkohärenz des Handlungsverlaufs nervt und die pausenlose Zitiererei anderer Science-Fiction-Filme ebenso. Die Witze zünden in den seltensten Fällen.
Lieb- und sinnloser Science-Fiction-Abklatsch, der wohl nur den schnellen Reibach im Blick hatte...
Die Gangster-Gang (The Bad Guys, 2022)
Der neuste (Computer-)Animationsfilm von Dreamworks ist eine durchwachsene Sache: Laut, hektisch, mit wenig Zwischentönen, die im Action-Getöse und der permanenten, hyperaktiv-nervigen Grimassiererei der animierten Viecher praktisch untergehen.
Es geht um eine Bande böser Buben (pardon: Tiere), die zum Schein gut werden wollen und zu diesem Zweck vom Obergutmensch (pardon: -tier) Professor Marmelade umerzogen werden sollen. The Bad Guys laviert zwischen den Polen "gut" und "böse", betrachtet sie von allen Seiten, ohne jedoch zu einem vernünftigen Schluss zu kommen. Im Gegenteil: In der finalen halben Stunde geht alles mit ziemlich behämmerten Wendungen den Bach 'runter.
Ein Film für die Kids, die nicht nach Hintergrund, Sinn, Zweck und dramturgischen Kniffen fragen, sondern sich einfach anderthalb Stunden zudröhnen lassen wollen.
Gosford Park (2001)
Dieser Film von Robert Altman ist der Vorläufer und die Inspiration der Serie Downton Abbey. Drehbuchautor Julian Fellowes wirkte bei beiden mit, die Idee und die Struktur stammen aber von Altman und dem Schauspieler Bob Balaban.
Obwohl Gosford Park fast zweieinhalb Stunden dauert, wird deutlich, dass der Stoff in der Serie besser untergebracht ist: Der Film wirkt gehetzt, der Inhalt verknappt bis an die Grenze der Auffassungsgabe, bisweilen laufen zwei Handlungen gleichzeitig im Bild ab, mit sich überlappenden Dialogen. Das ist zwar Altmans Markenzeichen, in anderen Werken funktioniert das durchaus, aber hier verliert man vor lauter Namen, Titeln und Gesichtern den Überblick.
Die Charaktere scheinen die Macher nicht zu interessieren - der Grund liegt wohl in erster Linie darin, dass für eine Vertiefung aufgrund der schieren Übervölkerung mit wichtigen Personen schlicht keine Zeit war; dabei lastet auf den Charakteren das ganze Gewicht dieses praktisch handlunglosen Films.
Die von Anfang an intendierte Gesellschaftskritik wirkt bemüht und herbeikonstruiert, auch sie bleibt an der Oberfläche, was sie umso ärgerlicher macht.
Gosford Park ist aus den genannten Gründen eines der schwächsten Werke, das ich vom von mir sonst sehr geschätzten Robert Altman kenne.
Das Böse kommt auf leisen Sohlen (Something Wicked this Way Comes, 1983)
Von Ray Bradburys gleichnamigem Roman war ich als Jugendlicher total begeistert, und als ich Anfangs der Achzigerjahre hörte, dass er verfilmt wird - nach einem von Bradbury selbst verfassten Drehbuch - beschloss ich: Den Film muss ich sehen!
Dazu kam es allerdings erst jetzt, denn Jack Claytons Verfilmung lief nie in den deutschsprachigen Kinos.
Um es kurz zu machen: Ich bin von dem Film bitter enttäuscht! Natürlich ist es schwierig, Bradburys zwischen Poesie und Horror angesiedelte Stimmung aufs bewegte Bild zu übertragen. Aber hier wurde dabei derart gestümpert und mit darart vielen Fehlbesetzungen gearbeitet, dass ich mich über die vielen guten Bewertungen bei imdb nur wundern kann.
Bradbury in Ehren, aber Drehbücher waren wohl nicht sein Ding. Oder aber die zahlreichen Änderungen, die das Disney-Studio am Film vornahm, sind schuld an der eiernden Dramaturgie. Weder Clayton noch Bradbury sollen zuletzt mit dem Resultat zufrieden gewesen sein.
Die Bären sind los (The Bad News Bears, 1976)
Walter Matthau als mieser Coach einer miesen Knaben-Baseball-Mannschaft... Den Reiz dieses Films schnalle ich leider nicht. Wer will denn 100 Minuten lang naseweis nölenden Kindern zuschauen, die ihren abgewrackten Trainer (und die Zuschauer) nerven?
Zudem habe ich das Spiel Baseball noch nie verstanden (nicht, dass es mich die Bohne interessieren würde!) und somit bekam ich auch einen Grossteil der Anspielungen und Witze in diesem vielgelobten Streifen nicht mit. Ich fand ihn nur lang, langatmig und belanglos...
König der Könige (King of Kings, 1961)
Der Jesus-Film, den ich schon lange mal sehen wollte. Doch oh weh! Was für ein pompöser Schinken! Grässlich!
Zu seiner Zeit dank seiner politischen Optik bestimmt was ganz Neues auf dem Sektor Bibelfilm... Aber heute? Judäa made in Hollywood - das ist heute kaum mehr auszuhalten.
Tolle Bilder, das gestehe ich zu, aber viiiiel zu lang!
Das Messer im Wasser (Nóz w wodzie, 1961)
"Erzähl' mir eine gute Geschichte - und fessle mich damit!" - Das ist mein Anspruch an jeden Film.
Kunsthandwerk, Originalität, Regieführung, Schauspiel... das ist mir alles zweitrangig.
Roman Polanskis erster, in Polen entstandener abendfüllender Spielfilm erfüllt meine zentrale Anforderung nicht.
Ich muss Das Messer im Wasser nicht gut finden, weil er wichtig und bedeutsam ist; ich bin weder Filmhistoriker noch Filmwissenschaftler - ich schaue Filme zu meinem Vergnügen.
Dieser hat mir kein Vergnügen bereitet. Er ist strunzlangweilig. Wenn wenigstens die Figuren plastisch und fassbar gezeichnet wären, aber es ist alles absichtlich nebulös gehalten.
Ok, nennt mich einen Banausen - es ist mir völlig egal!
Das Dschungelbuch (The Jungle Book, 1942)
Die berühmte Live-Action-Verfilmung Zoltan Kordas von Kiplings gefeiertem Roman vermochte dem Lauf der Zeit leider nicht Stand zu halten. Er wirkt trotz seiner bisweilen grandiosen Bilder und dem fantastischen Production Design verstaubt. Das hat vor allem mit der Erzählweise zu tun (durch schlechten Schnitt vorgegaukelte Tier- und Menscheninteraktion, behäbige Voice-Over-Narration); die braun angemalten, "ausländisch" radebrechenden weissen Schauspieler, die hier als Inder durchgehen sollen, wirken zudem störend und lächerlich.
Damals mag der Film gefeiert worden sein, heute ist er kaum mehr geniessbar.
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