Montag, 16. November 2020

Meine Filmwoche (Kurzkritiken: Reise, Terminator, Ich liebe dich,)

Reise aus der Vergangenheit (Now, Voyager, 1942) ist der beste Film, den ich diese Woche gesehen habe!
Charlotte Vale (Bette Davis), Tochter einer einflussreichen Bostoner Familie, ist das hässliche Entchen der Familie. Jahrelanges Leiden unter der Fuchtel einer herzlosen, erdrückenden Mutter (Gladys Cooper) haben Charlotte zu einem nervlichen Wrack und einer alten Jungfer gemacht. Als ihre Schwester Lisa (Ilka Chase) ihr den Psychiater Dr.Jaquith (Claude Rains) vorstellt, beginnt für Charlotte eine Reise in die Unabhängigkeit. Auf einer Kreuzfahrt lernt sie zudem in Jeremiah Durrance (Paul Henreid) den Mann ihres Lebens kennen - der allerdings verheiratet ist und zwei Töchter hat...
Nein, Now, Voyager ist nicht die Schmonzette, als die sie sich in der Zusammenfassung präsentiert! Die Liebesgeschichte nimmt einen vergleichsweise kleinen Teil dieses überraschenden Films ein. Am Schluss geht es drum, wie die Liebe zwischen zwei Menschen sich in etwas Grösseres verwandelt; die Heldin ist nicht, wie in Filmen aus jener Zeit üblich, das schmachtende Heimchen, dass sich nichts sehnlicher wünscht, als sich einem Mann unterzuordnen. Charlotte ist am Ende des Films eine starke, unabhängige Frau, die ihre Liebe in grösseren Dimensionen sieht als nur bis zum Happy End mit dem Mann ihrer Träume. 
Now Voyager hat Grösse - eine Grösse, die der Film wohl zum Teil der Romanvorlage von Olive Higgins Prouty verdankt. Doch Casey Robinson (Drehbuch) und Irving Rapper (Regie) erreichen eine wunderbar ausbalancierte, von A bis Z packende filmische Umsetzung des Stoffes, indem sie vorhersehbare Wendungen und Clichées geschickt vermeiden.
Unterstützt werden sie von einer fabelhaften Schauspieler-Truppe. Bette Davis und Paul Henreid funktionieren wunderbar zusammen, beide strahlen echte Zuneigung zueinander aus. Sämtliche Co-Stars sind erstklassig - und so wurde "Now, Voyager" zum Kassenhit des Jahres 1942. 
Man kann ihn noch heute mit Gewinn ansehen. 
Eine ausführliche Kritik dieses begeisternden Films folgt demnächst auf diesem Blog...

Ferner liefen...

Terminator (The Terminator, 1984) Aus einer düsteren Zukunft, in welcher Maschinen die Herrschaft übernommen haben und die Menschheit auszulöschen drohen, reisen zwei Gestalten durch die Zeit zurück ins Los Angeles des Jahres 1984 -  die eine gut, die andere böse.
Der Böse ist ein Roboter in Menschengestalt, Terminator genannt (Arnold Schwarzenegger) - er hat es auf eine gewisse Sarah Connor (Linda Hamilton) abgesehen mit dem Auftrag, sie zu töten. Der Gute heisst Kyle Reese (Michael Biehn), ein Söldner und Wiederstandskämpfer - er muss Sarah Connor um jeden Preis beschützen.
Nun ist aber Sarah Connor nichts weiter als eine ganz gewöhnliche junge Frau - was um alles in der Welt wollen die beiden Irren aus der Zukunft bloss von ihr?
James Camerons Low Budget Action-Film The Terminator katapultierte Arnold Schwarzenegger und den Regisseur zu Starruhm. Millionen wollten das Spektakel sehen, in welchem zwei berserkerhafte Typen aus der Zukunft durch die Grossstadt-Strassen karriolen und halb Los Angeles in Schutt und Asche legen. Der Film ist hervorragend gemacht, man sieht ihm sein kleines Budget selten an. Die Action reisst kaum ab und man kommt fast nicht zum Atem holen, geschweige denn, zur Erkenntnis, dass die Charaktere sehr flach und eindimensional gezeichnet sind. Aber es ist gerade das Holzschnittartige, welches einen Teil des Reizes von Camerons Erstling ausmacht: Hier Gut, da Böse und dazwischen das nette Mädchen von nebenan, das nicht weiss, wie ihm geschieht. Damit bestreiten Cameron und seine Mit-Autorin Gale Ann Hurd einen ganzen Filmabend.
Und dass der Witz in dem ganzen Spass nicht zu kurz kommt, ist ein weiteres Plus: The Terminator nimmt sich nie wirklich ernst und tischt den Zeitreise-Schmarrn mit launigen Sprüchen und grotesken Einfällen auf.
Man kann sich dem kruden Baller-Charme dieses futuristischen Blödsinns einfach nicht entziehen...
Eine ausführliche Kritik auch dieses Films folgt demnächst auf diesem Blog...

Ich liebe dich - I love you - je't aime (A Little Romance, 1979) Zwei Teenager, Daniel (Thelonious Bernard) und Lauren (Diane Lane in ihrem Filmdebüt) verlieben sich auf einem Filmset in Paris. Er ist Franzose und Filmkenner, sie ist Amerikanerin und liest Heidegger.
Die beiden machen die Bekanntschaft des alten Emile (Laurence Olivier), der von der jungen Liebe so angetan ist, dass er ihr zu Verweigung verhelfen will...

Dieser durch eine Veröffentlichung innerhalb der Criterion Collection geadelte, von George Roy Hill (Der Clou) inszenierte Film ist aus verschiedenen Gründen unerträglich. Massgeblich ruiniert wird er vom jungen französischen Hauptdarsteller Thelonious Bernard, der nicht nur ein miserabler Schauspieler ist sondern auch eine unsympathische Ausstrahlung besitzt; man glaubt keinen Moment, dass sich die Heldin für diesen aufgeblasenen, selbstverliebten kleinen Idioten auch nur interessiert. Heute arbeitet Thelonious Bernard übrigens als Zahnarzt...

Dann das Drehbuch: It stinks! Es stammt von Allan Burns, dem Erfinder einer Frühstücksflocken-Werbespot-Figur namens Cap'n Crunch - und genauso wirkt es auch. Burns schrieb vornehmlich Episoden für verschiedene Fernsehserien, was der Grund sein mag, dass die Charaktere in A Little Romance punkto Glaubwürdigkeit nicht übers Seifenopern-Niveau hinausgelangen. Sie sind flach, eindimensional, papieren - und somit uninteressant. Da hilft es auch nicht, dass Lauren über Heidegger diskutierten kann und Daniel über Hollywoodfilme besser Bescheid weiss als deren Protagonisten - im Gegenteil: Klugscheissende Teenager sind etwa das Letzte was man braucht, um dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen!

Dass nicht einmal Laurence Olivier den Film aufwertet, sagt eigentlich alles aus. Mit lächerlichem Akzent spielt er hier einen romantisch verklären Franzosen - und er macht es unfassbar schlecht! Wie zu seinen Zeiten als Filmdebütant trägt er viel zu dick auf und reisst jede Szene an sich. Olivier bietet hier ein Schmierentheater, das eines grossen Mimen unwürdig ist.

Und wer hätte dies verhindern können? Der Regisseur natürlich. Schauspielerführung scheint nicht die Stärke George Roy Hills gewesen zu sein (und ich vermute nicht, dass er hier einfach mal einen schlechten Tag hatte...)!

Diane Lane ist gut. Nur hilft das auch nichts mehr.

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