Das Kino ist ein Ort des Staunens, der unbegrenzten Möglichkeiten und Geschichten. Niemand hat das besser begriffen als die Amerikaner. Deshalb widmet sich dieser Blog den grossen, aber auch den vergessenen Werken der US-Fimgeschichte ab 1900 bis heute.
Freitag, 19. Juni 2020
...denn sie wissen nicht, was sie tun (Rebel Without A Cause, 1955)
Rebel Without A Cause (dt.: ...denn sie wissen nicht, was sie tun, 1955)
Mit James Dean, Natalie Wood, Sal Mineo, Jim Backus, Corey Allen, Ann Doran, Dennis Hopper u.a.
Drehbuch: Stewart Stern nach einer Geschichte von Nicholas Ray
Regie: Nicholas Ray
Musik: Leonard Rosenman
Kamera: Ernest Haller
Genre: Drama
Studio: Warner Bros.
Kino/TV-Auswertung im deutschsprachigen Raum: Kino-Premiere im März 1956
Dauer: 100 min
Farbe: color
Zu Beginn des Films landen die drei Hauptprotagonisten Jim (James Dean), Judy (Natalie Wood) und Plato (Sal Mineo) unabhängig voneinander auf der Polizeiwache von L.A., allerdings noch ohne sich zu kennen. Zwei jugendliche Delinquenten und eine Delinquentin, die aus unterschiedlichen Gründen der Unruhestiftung aufgegriffen worden sind, ins Gebet genommen werden und danach ihren Eltern übergeben werden.
Schon in dieser ersten Sequenz wird deutlich, dass die drei schwerwiegende Probleme mit ihren Eltern haben, jeder auf seine Art. Sie suchen Zuflucht in einer Parallelgesellschaft von Jugendlichen, deren Kultur darin besteht, gegen die Regeln der "Alten" zu verstossen und diese damit aktiv abzulehnen.
Während einer Mutprobe, die für einen der Jungen tödlich endet, lernen sich Jim, Judy und Plato näher kennen - sie flüchten vor den befürchteten Konsequenzen des Todesfalls und verkriechen sich in einer leerstehenden Villa, wo sie eine kurze Idylle erleben - bevor sie von der Bande des Verstorbenen aufgespürt werden. Die Revolution zerfleischt sich selbst...
Was ist über diesen Film noch nicht gesagt worden?
Wie schreibt man über ein Filmkunstwerk, das längst von der Allgemeinheit vereinnahmt worden ist?
Hier bleibt lediglich der Ansatz, ein kulturelles Heiligtum zu hinterfragen: Ist der Film wirklich so gut, ist seine Stellung in der Filmgeschichte wirklich gerechtfertigt?
Und auch hier: Die Frage erübrigt sich - respektive, sie darf getrost mit "ja" beantwortet werden. Rebel Without A Cause hält seinen Stellung als grosser Filmklassiker zu Recht.
Und damit könnte man diese Filmkritik abschliessen.
Doch soviel noch: Rebel... hatte grossen Einfluss auf nachfolgende, thematisch ähnlich geartete Filme; künstlerisch gehört er zum Besten, was ein Hollywoodstudio in den 50er-Jahren verlassen hatte - vom Drehbuch über die Regie bis zu den schauspielerischen Leistungen ist alles erstklassig. Und: Rebel Without A Cause packt sein Publikum von Anfang bis Ende. Es handelt sich dabei um einen jener wenigen unsterblichen ikonografischen Hollywood-Filme, die Generationen von Kinogänger kennen und schätzen, ähnlich wie Casablanca, Manche mögen's heiss oder Ben Hur. Einer jener "alten Filme", die nicht nur einem kleinen Häufchen von Retro-Fans heute noch geläufig ist.
Rebel Without A Cause, neben The Wild One mit Marlon Brando einer der ersten Filme, die sich mit der Jugendkultur befasste, ist stark gesellschaftkritisch. Er zeigt das Bild einer satten, selbstzufriedenen Elterngeneration, die den Kontakt zu ihrem Nachwuchs nicht herstellen kann, weil sie die eigene Werte aus den Augen verloren hat.
Jede der drei Hauptprotagonisten leidet an einer gestörten Beziehung zu den Eltern: Der eine Vater ist zu schwach, der zweite zu distanziert und der dritte ist glänzt durch Abwesenheit. Die geueigten Väter taugen nicht als die Vorbilder, nach welchen die jungen Menschen sich sehnen.
Das ist zwar etwas gar trivialpsychologisch und konstruiert, funktioniert im Film dank dem erzählerischem Geschick des Drehbuchautors aber bestens.
Ich war von James Deans Leistung überrascht. Massenphänomenen gegenüber bin ich kritisch eingestellt - und James Dean ist eines. Der Kerl war ein hervorragende
Schauspieler und man merkt, dass er während des Drehs improvisierte, was seinem Spiel eine erstaunliche Authentizität verleiht. Dean und Jim verschmelzen richtiggehend, und Rebel Without A Cause gilt denn auch als der James-Dean-Film.
Über die Jahrzehnte ist Deans Ruhm mit diesem Film ins Unermessliche gewachsen. Zur Zeit des Drehs hingegen war er in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Sein Unfalltod kurz nach Beendigung der Dreharbeiten, der makabererweise zum Charakter passte, den er hier verkörperte, hat dies schlagartig geändert...
Rebel Without A Cause ist erstaunlicherweise hierzulande aktuell weder auf Blu-ray noch auf DVD verfügbar - antiquarisch sind einige der vergriffenen Ausgaben noch zu finden. Im Stream ist er aber bei einigen Anbietern zu finden - hier die Liste.
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Das ist ein sehr guter Artikel muss ich sagen. Und ich befasse mich bereits seit Jahrzehnten mit James Dean. Daher sind mir auch einige kleine Fehler aufgefallen, nicht sehr schlimm, aber ich wollte sie doch nicht unkommentiert lassen. Zuerst das wichtigste : Die Filme wurden schon zigfach in allen Variationen immer wieder und wieder neu aufgelegt, - wer sie haben will kann sie sich also jederzeit kaufen ! "Jenseits von Eden" gab es zuvor sogar schon zu Betamax Zeiten ! So ganz stimmt auch nicht das er zur Zeit des Drehs in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt war. Dafür hatte "Jenseits von Eden" bereits über Nacht gesorgt. Ansonsten aber sehr schön das sich eine Filmseite mal diesen Filmen und Dean widmet !
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für die anerkennenden Worte und die wertvollen Hinweise.
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