Sonntag, 22. November 2020

Meine Filmwoche (Kurzkritiken: Einsame Entscheidung, Schloss des Schreckens, weisser Teufel)

Einsame Entscheidung (Executive Decision, 1996) ist der beste Film, den ich diese Woche gesehen habe. Der Actionfilm, von dem ich bislang nie etwas gehört hatte, entpuppte sich als Überraschungshit!
Ein Passagierflugzeug wird von islamistischen Terroristen gekapert und zur Landung in Washington gezwungen - vorgeblich, um einen in den USA festgehaltenen Terroristen-Boss freizupressen; doch gemäss dem Terrorspezialisten David Grant (Kurt Russell) verfolgen die Entführer einen ganz anderen Plan. Grant vermutet richtig: An Bord ist eine Bombe mit einem tödlichen Nervengas versteckt, und die soll bei der Landung in Washington gezündet werden. Tod den Ungläubigen - so lautet die Mission des Anführers Nagi Hassan (David Suchet).
Mittels eines militärischen Spezialflugzeugs wird während des Flugs von allen Flugzeuginsassen unbemerkt eine militärisches Sonderkommando an Bord geschleust. Dieses nistet sich in den Zwischenräumen um die Passagier-Einheit herum ein, sucht fieberhaft und vor allem mucksmäuschen-leise nach der Bombe und einer Gelegenheit, die Terroristen unschädlich zu machen. Das Unternehmen wird allerdings durch zahlreiche unvorhergesehene Erschwernisse behindert...
Executive Decision ist zum Nägelkauen spannend. Die Spannung reisst keinen Moment ab, praktisch bis zur letzten Minute. So findet man kaum Zeit, zu bemerken, dass die Charaktere eindimensional gezeichnet und ziemlich flach sind und dass das Drehbuch die Spannung künstlich forciert. Die Story ist aber derart geschickt konstruiert, dass dies kaum ins Gewicht fällt. Man kommt bei all den Beinahe-Katastrophen, Rettungen in letzter Sekunde und tatsächlichen Unglücken kaum zum Luftholen. Dass mit Grant/Russell ein bisweilen recht linkisch agierender Anti-Held im Mittelpunkt steht, macht den Film zudem sympathisch.
Eine gute Portion Unernst und die ausnahmslos punktgenau passend besetzten Schauspieler und Schauspielerinnen runden das Vergnügen ab. Der Regie-Erstling des Cutters Stuart Baird kann sich sehen lassen!
Dass Exekutive Decision 9/11 praktisch vorweg genommen hat, wirkt im Nachhinein unheimlich.
Eine ausführliche Kritik dieses Films folgt möglicherweise demnächst auf diesem Blog...

Ferner liefen...

Schloss des Schreckens (The Innocents, 1961) Bei diesem über jeden erdenklichen cinéastischen Klee gelobten Film waren meine Erwartungen naturgemäss gross...
...und fast ebenso gross die Ernüchterung.

Als die Gouvernante Miss Giddens (Deborah Kerr) im riesigen englischen Herrenhaus ankommt, wo sie ihre beiden minderjährigen neuen Schützlinge zu beaufsichtigen hat, spürt sie schon, dass auf dem Landsitz etwas nicht stimmt: Die Kinder sind höflich, aber seltsam und sie Haushälterin Miss Grose (Megs Jenkins) scheint mehr zu wissen, als sie herauszurücken gewillt ist. Nach und nach kommt heraus, dass die vorherige Gouvernante unter schrecklichen Umständen verstorben ist, ebenso ihr Liebhaber, der ehemalige Diener. Die beiden Toten scheinen keine Ruhe zu finden. Nach einigen unheimlichen Erscheinungen keimt in Miss Giddens der Verdacht, die Geister der Verstorbenen hätten sich der Kinder bemächtigt...

Diese Henry-James-Adaption (von dessen Novelle The Turn of the Screw) fasziniert seine Betrachter mit erlesener Ausstattung, sublimer Lichtregie und geschmeidigem Erzählfluss. Regisseur Jack Clayton - das fiel mir bereits bei der Visionierung von The Great Gatsby auf - hat ein Auge fürs Bildnerische. Auch The Innocents ist grandios inszeniert!

Doch leider wirkt das Ganze artifiziell, leblos, blutleer. Man hat das Gefühl, jedes Detail sei mit der Pinzette drapiert worden, jedes Bild sei ein wertvolles Gemälde, das man nur aus Distanz betrachten dürfe. Distanziert - und distanzierend - wirkt denn auch der Film. In die Figurenentwicklung wurde nicht mal ein Drittel des Efforts investiert, der für die Ausstattung verwendet wurde.

Leider gehen mangelnde Charakterzeichnung und aseptischer Ästhetisierungs-Overdrive Hand in Hand und entrücken den Film in Gefilde jenseits des Publikumsinteresses. Er beietet zwar ein beträchtliches Schauvergnügen, besitzt aber weder Erkenntniswert noch vermittelt er Emotionen.

Der weisse Teufel von Arkansas (Ride A Crooked Trail, 1958) Dieser kaum bekannte Western bringt Audie Murphy und Walter Matthau zusammen - ein seltsames Paar. Deshalb wollte ich ihn mir ansehen.
Bankräuber Joe Maybe (Murphy) reitet auf der Flucht durch eine Kleinstadt, in der gerade ein Sheriff gesucht wird. Weil Maybe dem ihn verfolgenden Gesetzeshüter den Stern abgenommen hat, wird er von Richter Kyle (Matthau) für den idealen Anwärter auf die Stelle angesehen - er nimmt sie zu Tarnzwecken an, interessiert sich am neuen Ort aber vor allem für die Bank.
Als eine alte Bekannte von ihm auftaucht (Gia Scala), gibt er sie für seine Frau aus. Sie kommt allerdings als Teil einer Bande, die es ebenfalls auf die Bank abgesehen hat. Während Maybe und seine "Gattin" Tessa im Städtchen heimisch werden, nähert sich Tessas "Freund" (Henry Silva) und seine Böse-Buben-Truppe...
Die Story klingt interessant und ist es streckenweise auch - das Drehbuch ist das beste an dem Film; besonders gut ist es aber auch nicht: Die Figuren bleiben eindimensional und schablonenhaft. Regisseur Jesse Hibbs inszeniert das ganze solide, aber schleppend.
Die Hauptdarsteller können diese Mängel auch nicht ausbügeln: Audie Murphy war nie ein besonders guter Schauspieler, Gia Scala ist einfach schlecht und Walter Matthau übertreibt schauerlich beim Versuch, den anderen die Show zu stehlen.
So ist Ride A Crooked Trail ein Western, den man getrost überspringen kann.

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