Freitag, 12. Februar 2021

Seh-Empfehlung 22: Zwei ritten nach Texas (Way Out West, 1937)

 
Regie: James W. Horne
Drehbuch: Charles Rogers, Felix Adler und James Parrott
Mit Stan Laurel, Oliver Hardy, Sharon Lynn, James Finlayson, Rosina Lawrence, Stanley Field, The Avalon Boys, u.a.

Stan und Ollie sind im wilden Westen unterwegs nach Brushwood Gulch, um einer gewissen Mary Roberts eine wrtvolle Urkunde zu überreichen. Marys verstorbener Vater hat ihr nämlich eine reiche Goldmine hinterlassen. Als der zwieliechtige Saloonbesitzer Finn (James Finlayson) davon erfährt, bittet er seine Mätresse Lola Marcel (Sharon Lynn), sich als Mary Roberts auszugeben, ein Trick, der nur funktioniert, weil Stan und Ollie die echte Empfängerin nicht kennen. Nach der Übergabe bemerken die zwei Freunde den Betrug und versuchen, die Urkunde in einer haarsträubenden Aktion zurückzustehlen...

Die grösste Stärke dieser Westernkomödie liegt in der Figurenzeichnung: Stan und Ollie gehören zu den prägnantesten Figuren der Filmgeschichte - wenn sie im Zentrum der Handlung stehen, tragen sie mühelos einen ganzen Film. Da spielt es dann auch keine Rolle, wenn - wie hier - die Nebencharaktere eher schwach ausfallen. Laurel & Hardy schmeissen den Laden dank ihren Persönlichkeiten und dank Stan Laurels Fähigkeit, improvisierenderweise aus Nebensächlichkeiten ausgedehnte zwerchfellerschütternde Sequenzen zu kreieren. Jede Situation wird meisterhaft auf ihren komödiantischen Gehalt hin gemolken.
Zudem findet sich
in diesem Stan & Ollie-Film wohl die grösste Häufung origineller Einfälle ihrer gesamten Filmografie; fast hat man den Eindruck, die beiden hätten für Way Out West all ihre komödiantischen Spezialitäten zusammengenommen und für diesen - einen ihrer letzten Filme für Hal Roach - resümiert, was Laurel & Hardy ausmacht. Eine wunderbare Tanzeinlage und ein ebenso wunderbares Gesangsduett runden das Ganze ab und machen Way Out West zu dem Laurel & Hardy-Film schlechthin.

Vom cinèastischen Standpunkt aus betrachtet ist der Streifen nicht wirklich gut. Allzu lieblos werden die Szenen aneinandergestoppelt, es gibt zahllose Nachlässigkeiten wie Anschlussfehler und schlechte Schnitte; die Dialoge sind ausgesprochen schwach, ebenso die meisten Nebendarstellerinnen und -darsteller; und die Dialog-Gags zünden in den seltensten Fällen.
Doch die schiere Präsenz von Stan Laurel und Oliver Hardy, ihr Zusammenspiel, ihre präzise Schauspielkunst und ihr sicheres komödiantisches Timing reichen, um den Film zu etwas ganz Besonderem zu machen und ihn in die Sphären der unsterblichen Komödienklassiker zu erheben - zusammen mit e
inigen wirklich herzwärmende Sequenzen, aus welchen die tiefe Freundschaft und Vertrautheit spricht, die zwischen den beiden Hauptdarstellern herrschte.

Der Film ist hierzulande auf DVD erhältlich.


2 Kommentare:

  1. Sehr schöne Kritik, die das Wesentliche erfasst; herzlichen Dank dafür!
    Von diesem Film vergisst man die Durststrecken rasch und erinnert sich mit großer Freude an die guten, originellen Szenen.
    Lily

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  2. Deinen Beobachtungen stimme ich voll zu. Die Filme, die sie bei Hal Roach gemacht haben, wirken heute viel frischer, da die beiden fast immer ganz im Mittelpunkt stehen - selbst wenn die filmische Inszenierung, wohl auch im Angesichte der Budgets bei Roachs, in der Regel durchwachsen bis schwach war.

    Ihre Filme aus den 1940ern bei den größeren Filmstudios sind dagegen ja eine Art Antithese: Technisch solide, aber oft zäh und meistens stehen die Nebenhandlungen zu sehr im Fokus. Bei Es stimmt: Bei Laurel und Hardy sollte es eben um Laurel und Hardy gehen, sie alleine heben ihre Filme zu etwas Großem.

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