Regie: Charles Friend
Drehbuch: Walter Meade & Ivor Montagu
Mit John Mills, Harold Warrender, Reginald Beckwith, James Robertson Justice, Kenneth More u.a.
Der Engländer Robert Falcon Scott (John Mills) will als erster den Südpol erreichen. Deshalb bricht er, nach einem ersten Misserfolg, im Jahre 1910 zu einer zweiten Expedition in die Antarktis auf. Zeitgleich macht sich der Norweger Amundsen auf den Weg mit demselben Ziel; so entbrennt ein inoffizielles Rennen um den Südpol.
Als Scotts Truppe den Südpol erreicht, flattert dort bereits die Norwegische Flagge. Auf dem Rückweg zum englischen Camp fällt die Temperatur dramatisch...
Der berühmte britische Film um Captain Scotts tragische zweite Expedition zum Südpol (1910 - 1913) entstand vor 74 Jahren. Punkto Realismus der Darstellung müssen bei der Betrachtung sicherlich Abstriche gemacht werden.
Doch ich war überrascht, wie packend der Film trotz veränderter Sehgewohnheiten noch immer ist - besonders in der zweiten Hälfte.
Die Crew um Regisseur Charles Friend (Barnacle Bill) ist sehr um historische Genauigkeit bemüht, es wurden Teile der Originalausrüstung von damals verwendet, aus Tagebucheinträgen zitiert, Fotos nachgestellt und die meisten Schauspieler wurden aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit den historischen Figuren ausgewählt.
Wie es so ist mit Spielfilmen, die sich einen dokumentarischen Anstrich geben, bleibt die Dramatik etwas auf der Strecke - das ist auch bei Scott of the Antarctic zunächst der Fall.
In der ersten Hälfte bleibt alles ein bischen Steif. Doch dann, als die Expedition den geschützten Stützpunkt verlässt und loszieht in die ewige Leeere der Eiswüste, geben die Drehbuchautoren dem Bedürfnis der Zuschauer nach "Fleisch am Knochen" nach und entwickeln eine dramaturgisch geschickte und höchst spannende Erzählung der fatalen Ereignisse. Im Angesicht der Strapazen und drohenden Gefahren erwachen endlich auch die Figuren zum Leben.
Es gibt weitere bemerkenswerte Faktoren, die diesen alten Film zum Erlebnis machen: Die Bilder (und das meine ich durchaus im allgemeinen Sinn und nicht nur auf die spektakulären Antarktis-Aufnahmen gemünzt); sie sind in ihrer Farbenpracht und ihrer Komposition eindrücklich; und die Musik die von keinem Geringeren als von Ralph Vaughan-Williams stammt (er hat Teile seiner Filmmusik später zu einer Symphonie umgearbeitet). Sie verleiht den Bildern etwas eigentümlich Gespenstisches und verfolgt einen auch hinterher noch lange.
Es spricht für die Filmemacher, dass Scott nicht heroisiert wird; er wird allerdings auch nicht als der Depp hingestellt, den spätere Generationen aus ihm gemacht haben. Seine Fehlentscheidungen werden nicht verschwiegen und es wird deutlich, dass sie Schuld daran waren, dass Amundsens Team kurz vorher den Pol erreichte; doch den tragischen Tod von vier Teammitgliedern haben sie nicht verschuldet. Das war schlichtweg unfassbares Pech.
imdb-Wertung: 7 / 10
Meine Wertung: 8 / 10
Der Film kann hier in der englischsprachigen Originalfassung online angeschaut werden (ohne Werbung oder Gebühren).
Wo weitergucken? Weitere empfehlenswerte Filme...
...von Regisseur Charles Friend:
The Magnet (1950)
The Cruel Sea (1953)
Barnacle Bill (1957)
...von Drehbuchautor Walter Meade:
Another Shore (1948)
...mit John Mills:
Great Expectations (1946)
Tunes of Glory (1960)
Ryan's Daughter (1970)
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