Dienstag, 4. Mai 2021

Seh-Empfehlung 29: Ehemänner und Ehefrauen (1992)


Originaltitel: Husbands and Wives
Mit Woody Allen, Mia Farrow, Judy Davis, Sydney Pollack, Liam Neeson, Juliette Lewis, Lysette Anthony u.a.
Drehbuch und Regie: Woody Allen


Inhalt:
Jack und Sally (Sydney Pollack und Judy Davis), ein verheiratetes Paar in mittleren Jahren, kündigen ihre Trennung an - was Gabe und Judy, ein ebenfalls verheiratetes Paar in mittleren Jahren, in eine Krise stürzt. Sie sehen die ganze Selbstverständlichkeit, mit der sie bisher zusammen -, respektive aneinander vorbeigelebt haben, plötzlich in Frage gestellt. Was folgt, ist ein tragikomischer Beziehungsreigen, der die Instabilität, Unsicherheit und mangelnde Selbstbewusstheit der vier New Yorker Intellektuellen auf komische und dramatische Weise blosslegt.  



Hintergrund:
Husbands and Wives war jener Film, der bei seiner Premiere vollkommen überschattet wurde von der Trennung und der von den Medien sensationsgeil aufbereiteten Schlammschlacht zwischen Mia Farrow und Woody Allen; diese war von der Affäre Allens mit Mia Farrows Adoptivtocher Soon-Yi ausgelöst worden. Pikanterweise hat der von Allen gespielte Literaturprofessor eine Affäre mit einer seiner viel jüngeren Studentinnen (Juliette Lewis), was viele als Indiz für den autobiographischen Charakter des Films sahen (den Allen aber bestreitet). Die letzten Drehtage waren bereits von dem besagten Streit überschattet. Husbands and Wives war die letzte Zusammenarbeit zwischen Farrow und Allen, und die Schlammschlacht nahm später noch üblere Dimensionen an. Die Presse schlug sich auf Farrows Seite und sorgte mit verleumderischen Berichten dafür, dass Woody Allen bei vielen seiner Fans in Misskredit geriet. Tatsächlich war meine Rezeption bei der Premiere von Enntäuschung getrübt und ich konnte den Film nicht als den Wurf schätzen, der er tatsächlich ist.

Kritik:
Eigentlich ist der Film eine schonungslose Betrachtung des Älterwerdens. Zwei Paare finden sich unversehens in einem Lebensabschnitt wieder, der Neudeutsch als "midlife crisis" bezeichnet wird. Sie verlieren den gegenseitigen Halt, geraten dank gesellschaftlichem Druck zur Überzeugung, ihr Leben müsse doch mehr sein als die ereignislose "traute Zweisamkeit" und der ewig gleiche gemeinsame Freundeskreis. Und so werden wir Zeuge von brachialen und zaghaften Ausbruchsversuchen, von kleinen und grossen Erschütterungen, von Zusammenbrüchen und passiver Aggression.
Einmal mehr destilliert Woody Allen aus der Nabelschau menschliche Wahrheiten über den Lauf der Welt und das Strampeln der Menschen darin. Scheinbar nebenbei schafft er faszinierende, glaubhafte Charaktere, denen er mit viel psychologischem Gespür und Empathie Leben einhaucht.
Husbands and Wives lebt ganz stark von Allens brillianten Dialogen, die ständig zwischen schneidend und witzig changieren.
Das mit unruhiger Handkamera gefilme Werk macht die Visionierung nicht einfach, spiegelt aber den unsicheren Zustand der vier Hauptfiguren perfekt.

Wo ansehen:
Husbands and Wives findet man hierzulande online bei verschiedenen Stream-Anbietern - siehe hier.



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