Sonntag, 16. Mai 2021

Seh-Empfehlung 30: Der Seewolf (1941)


Originaltitel: The Sea Wolf
Mit Edward G. Robinson, Ida Lupino, John Garfield, Alexander Knox, Barry Fitzgerald, Gene Lockhart, u.a.
Drehbuch: Robert Rossen nach dem Roman von Jack London
Regie: Michael Curtiz
Dauer: 100 min

Inhalt:
The Sea Wolf
ist eine Hollywood-Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jack London.
Er erzählt die Geschichte des Schriftstellers Humphrey van Weyden (Alexander Knox), der nach einem Fährschiffunglück an Bord des Handelsschiffs "Ghost" gelangt, dessen hartherziger Kapitän Wolf Larsen (Edward G. Robinson) mit eiserner Hand als Alleinherrscher über eine Mannschaft grobschlächtiger Seemänner regiert und mit seiner brutalen Art und Angst und Schrecken verbreitet. So entsteht im Verlauf der Handlung ein spannender Diskurs über Herrschertum und dessen Grenzen, der ganz im Geist der damaligen Epoche steht und sich zudem als zeitlos erweist.


Hintergrund:
Der Film wurde von A bis Z im Studio gedreht; trotzdem ist er atmosphärisch derart dicht, dass man das Meerwasser auf der Zunge zu schmecken glaubt.

Der Film kam 1947 - zusammen mit dem Errol Flynn-Vehikel The Sea Hawk von 1940 - nochmals in die Kinos. Auf Geheiss von Studioboss Jack Warner wurde er um 15 Minuten gekürzt. Seit dieser Verstümmelung galt die ursprüngliche Version im originalen Kinoformat (35mm) als verloren. Vor drei Jahren tauchte die komplette 35mm-Version dann überraschend im Archiv des Museum of Modern Art in New York wieder auf.

Bei uns kam der Film erst nach dem Krieg, im Jahr 1949 und unter dem Titel Der Seewolf, in die Kinos.


Deshalb lohnt sich das Ansehen:
Dem Film gelingen gleich drei Kunststücke:
Die Vorlage ohne Substanzverlust auf das vereinfachende Kinoformat herunterzubrechen, den Inhalt zu straffen und das Problem des Einheits-Schauplatzes (der ganze Film spielt praktisch ausschliesslich an Bord von Larsens Schiff) zu einem Vorteil umzumünzen. So ist The Sea Wolf zum intim-klaustrophobischen Kammerspiel geworden, und wie bei jedem Kammerspiel steht und fällt der Film mit der Wahl der Schauspieler - und der Schauspielerin.
Und auch da bleibt die Begeisterung erhalten. Niemand anders als Ida Lupino (sie ist heute noch bekannt als eine der wenigen Filmregisseurinnen des klassischen Hollywood) konnte eine geflohene Strafgefangene noch unter glamouröser Schminke, mit noch im Sturm gestylter Frisur und in schöner Kleidung derart glaubwürdig abgehärmt und desillusioniert verkörpern. Alexander Knox und John Garfield glänzen ebenso, sie scheinen mit ihren Rollen aufgewachsen zu sein. Und auch Nebendarsteller wie Barry Fitzgerald als frettchenhafter Schiffskoch und Gene Lockhart als versoffener Bordarzt haben unvergessliche Momente.

Aber über allen thront Edward G. Robinson; Wolf Larsen ist möglicherweise die grösste schauspielerische Leistung seiner Hollywoodkarriere. Der kleine, untersetzte Mann füllt die Rolle des im Buch als blonder, muskulöser Hüne beschriebenen Kapitäns derart überlebensgross aus, dass sich Kenner des Romans in keinem Augenblick an dessen Erscheinung stören. Sobald Robinson die Szenerie betritt, gibt es keinen Zweifel mehr: Er ist Wolf Larsen, der gefürchtetste Kapitän seiner Zeit. Sieht man sich diesen Film an, kann man kaum glauben, was für ein liebenswürdiger, humorvoller Mensch Robinson privat war.





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