Mit Clara Bow, Esther Ralston, Gary Cooper, Einar Hanson, Norman Trevor, Hedda Hopper, Edward Martindel u.a.
Drehbuch: Hope Loring und Louis D. Lighton
Regie: Frank Lloyd, Josef von Sternberg (uncredited)
Premiere im deutschsprachigen Raum: bislang keine
Paris war in den Zwanzigerjahren offenbar der Ort, wo reiche amerikanische Paare sich scheiden lassen konnten. Unser Film setzt jedenfalls in einem Heim für geschiedene Kinder in Paris ein, wo mit der kleinen Kitty Flanders gerade ein Neuankömmling eintrifft. Sie schliesst dicke Freundschaft mit der etwas älteren Jean Waddington, und eines Tages treffen die beiden auf Ted Larrabee, auch er ein Kind geschiedener Eltern. Ted und Jean schwören, sich später einmal zu heiraten.
Jahre später: Alle drei sind Teil der amerikanischen High Society. Jean (Esther Ralston) ist durch Erbschaft unermesslich reich geworden, Kitty (Clara Bow), für die das Leben eine einzige Party ist, hat dagegen kein Geld mehr. Jean und Ted möchten immer noch heiraten. Kitty willl den jungen Prinzen Ludovico ehelichen, der sie zwar abgöttisch liebt, selber aber auch kein Geld hat. Er soll sich zwecks Finanzaufbesserung auf Geheiss seiner Familie mit der reichen Jean liieren.
Den Scheidungskindern stellt sich nun die Frage: Machen wir es ebenso falsch wie unsere Eltern und heiraten des Geldes wegen - oder pfeiffen wird auf den schnöden Mammon und versuchen, mit dem richtigen Partner glücklich zu werden?
Der heute nur noch Filmenthusiasten bekannte Stummfilm Children of Divorce handelt seinen etwas theoretisch klingenden Themenkomplex dank lebendiger Figuren erstaunlich spannend und interessant ab. Ständig neue Wendungen im Liebesreigen halten das Publikum bei der Stange und das ganze ist ausgesprochen elegant, oft zwischen Drama und Komödie changierend, in Szene gesetzt. Kostüme und Kulissen sind eine Augenweide, die beiden Hauptdarstellerinnen überzeugen in ihrer Gegensätzlichkeit. Auch Gary Cooper spielt nicht schlecht, fällt aber in den Sequenzen, in welchen er den Verzweifelten mimen muss, deutlich ab.
Cooper war damals mit dem Star des Films, Clara Bow, liiert; die Rolle in diesem Film erhielt er auf ihr Geheiss. Pläne, ihn zwischenzeitlich zu feuern, konnte sie mit ihrem Einfluss vereiteln. Und so wurde Children of Divorce für Cooper zu einem wichtigen Moment auf seinem Weg nach ganz oben.
Leider fällt auch der letzte Akt dieses Films ab; was vorher so geschmackvoll umgesetzt wurde, gerät plötzlich zum Schmierentheater. Er wirkt so, als hätte punkto Drama zum Schluss noch so richtig auf die Tube und die Tränendrüse gedrückt werden müssen, damit das Publikum was kriegt für sein Geld. Offenbar geht dieser missglückte letzte Akt auf das Konto von Starregisseur Josef von Sternberg, der nach Beendigungen von Frank Lloyds Dreharbeiten vom Produzenten für "Nachbesserungen" einbestellt wurde. Diesbezügliche Information erscheinen mir plausibel, denn es ist überdeutlich, dass dieser Akt eine gänzlich andere inszenatorische Handschrift trägt als der Rest des Films.
Das ist schade, denn bis dorthin kann sich Children of Divorce wirklich sehen lassen. Der finale Abgang von Clara Bow ist grandios und bildsprachlich subtil inszeniert - dort hätte man den Schlusspunkt setzen müssen. So war es möglicherweise auch gedacht, denn alles was nachher kommt, wirkt aufgepfropft, stillos und überflüssig.
Children of Divorce kann bei youtube angesehen werden - allerdings mit einer gewöhnungsbedürftigen Musikbegleitung...
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