Stirb Langsam - der deutsche Titel ist mal wieder eine dumpfbackige Verballhornung des Originaltitels, welcher richtig übersetzt etwa "nicht totzukriegen" oder "nicht aufgeben" bedeutet. Stirb Langsam klingt eher nach einem Sado-Folter-Filmchen als nach dem Action-Kracher, der Die Hard in Wahrheit ist.
Nicht totzukriegen ist der hartgesottene New Yorker Polizist John McClane (Bruce Willis), der durch Zufall Zeuge eines grossangelegten Raubüberfalls in einem Hochhaus in LA wird. Eine bis an die Zähne bewaffnete und mit allerlei Explosiva hochgerüstete Bande deutscher Krimineller um Mastermind Hans Gruber (Alan Rickman in seiner legendären ersten Filmrolle) überfällt eine geschäftliche Weihnachtsfeier in der Mitte des noch halb im Bau befindlichen und sonst leerstehenden Nakatomi Plaza Tower und verlantg Zugang zu den reichhaltigen Tresorräumen des Chefs.
Von McClanes Anwesenheit wissen die bösen Deutschen zunächst nichts; dieser versucht den ganzen Film über, unter höchster Lebensgefahr und mit zunehmend schwereren Blessuren, die Bösewichte auszutricksen und auszuschalten. Die wilde Hatz tobt durch's halbe Hochhaus, durch schwindelerregende Liftschächte, Lüftungsrohre, auf dem Dach, an der Fassade und durch die im Bau befindlichen Stockwerken.
Das war die Kurzfassung (es ginge noch kürzer: "bumm, bumm, baller, schepper, krach").
Die Hard ist aber mehr als das: John McTiernans Werk ist einer jener seltenen Filme, die es schaffen, inmitten einer atemlos sich abspulenden Thriller-Handlung scharf gezeichnete Nebenfiguren zu integrieren und diese mit einer eigenen Geschichte auszustatten. Das geschieht zwar alles Skizzenhaft, aber diese Skizzen sind so präzise, so auf's Wesentliche eingedampft, dass sie lebendig wirken. Die Macher brauchen nur etwa drei Minuten, und schon kommt uns der Titelheld wie ein alter Bekannter vor. Alles dank kleiner Gesten, knapper Dialogzeilen und kleiner, beiläufig eingestreuter Beobachtungen.
Die Drehbuchautoren Jeb Stuart und Steven E. de Souza haben hier punkto Erzähl-Ökonomie und dramaturgischer Verknappung grandiose und vorbildhafte Arbeit geleistet. Jede Drehbuchklasse täte gut daran, diese Vorlage zu studieren und zu analysieren.
Die Inszenierung ist so gradlinig und dynamisch wie es das Drehbuch verlangt, filmhandwerklich ebenso vorbildlich und studierwürdig wie das Drehbuch.
So ist Die Hard trotz einiger Abstriche ein perfekter Actionfilm, wie man ihn sich besser nicht vorstellen oder wünschen kann - auch die nötige Prise Humor fehlt nicht. (Die Abstriche wären: Gut-Böse-Schema ohne Zwischentöne; das Finale ist so richtig "over the top" und somit schon recht unglaubwürdig - aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau).
Schöngeister werden wegen fehlendem Feinsinn die Nase rümpfen - doch ich meine, von diesem Streifen könnten sich viele anämische europäische, Subventionen empfangende Filmemacher eine Scheibe abschneiden: So sieht gutes Erzählkino aus!
Der Film ist auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich. Zudem ist er bei vielen Streaming-Anbietern zu finden.
Ferner liefen
Unter
diesem Titel werden jene drei anderen im Voraus zur Sichtung erkorenen
Filme kurz angerissen, die gegenüber dem oben beschriebenen weniger gut
abschnitten.
Die Sage von Anatahan (Anatahan, 1953)
Ein lange verschollener Film: Josef von Sternbergs letztes, zur Gänze im Studio gedrehtes Werk, mit ihm als Autor, Regisseur, Kameramann und Erzähler in Personalunion. Und mit Japanischen Schauspielern.
Anatahan lässt mich relativ unbeeindruckt zurück. Von Sternberg mit seinen ewigen Femme Fatales... Ächz!
Er inszeniert eine Art "Prä-Herr-der-Fliegen" auf einer einsamen japanischen Insel (namens "Anatahan"), wo ein ganzer Trupp Männer strandet, auf der jedoch bereits eine (einzige) Frau lebt.
Klar, was da abgeht... Klar, dass sie ihre Position ausspielt... Klar, dass wir uns in einem von-Sternberg-Film befinden.
Wie gewohnt bei diesem Regisseur: Tolle Ausstattung, ein ganzer Dschungel im Studio nachgebaut, aber wie üblich misst von Sternberg dem Look mehr Gewicht bei als der Dramaturgie: Es schleppt.
Sternbergs Narration klingt gestelzt und geschraubt, genauso, wie man sich einen Regisseur in der Rolle eines Schauspielers vorstellt.
Trotz des vielen Zuspruchs, der diesem Film unter Filmspezialisten zuteil wird: Ich werd' nicht warm damit. Genauso wenig, wie ich mit vielen anderen Filmen dieses Regisseurs warm werde...
The Muppets Most Wanted (2014)
Als Jungendlicher verpasste ich keine Muppet Show im Fernsehen. Die 20-minütigen Folgen spielten alle in der abgezirkelten Puppen-Welt eines kleinen Theaters, in welche jeweils ein Gaststar aus Fleisch und Blut eingeladen wurde.
Die Filme - jedenfalls die beiden neusten und ich spreche nur von denen (die anderen kenne ich alle nicht) - also, die Filme drehen dieses Prinzip um und die Puppen kommen in die reale Welt. Und das funktioniert einfach nicht. Respektive, es funktioniert nur, wenn man die "reale Welt" grotesk überzeichnet und daraus einen Ort macht, an welchem das Auftauchen von Handpuppen auch nicht weiter auffällt.
Aber dann stellt sich die Frage: Wozu die Welt soweit verfremden, dass sie zu den Muppets passt? Eine Welt, in der auch die Menschen wie Muppets agieren? Antwort: Damit man die Muppet-Truppe auch im Kino ausschlachten kann.
Damit ist gesagt, dass das Kino-Konzept nicht wirklich funktioniert; die Muppets gehören in "ihre" Welt, am besten ins 20-Minuten-TV-Format.
James Bobins Film ist zwar streckenweise ganz lustig, aber die Puppen entwickeln kein Eigenleben, das abendfüllend wäre. Die von echten Schauspielern verkörperten Figuren auch nicht. Somit läuft sich Muppets Most Wanted nach ca. 30 Minuten tot. Einige der schmissigeren Gesangsnummern wecken die Lebensgeister der Zuschauer zwar zwischenzeitlich, aber im Grunde vermag die behämmerte Geschichte um ein verbrecherisches Kermit-Double herzlich wenig Interesse zu wecken - jedenfalls nicht bei mir.
Einzig der singende Danny Trejo ist Gold wert - und der verbale Gag mit dem Muppet-Werbeplakat in Berlin ("Die Muppets"). Rowlf: "Die Muppets? Somebody really doesn't like us here!"
Den Sternen so nah (The Space Between Us, 2017)
Was passiert mit einem Menschen, der in einer Kolonie auf dem Mars aufgewachsen ist und zur Erde reist? Diese Frage steckt in der Synopsis von Peter Chelsoms The Space Between Us drin. Sie war der Grund, weshalb ich mir diesen Film angeschaut habe.
Der Streifen verschenkt sein Potential allerdings, und das ziemlich ausgiebig.
Zunächst spult er eine ellenlange Vorgeschichte ab und leitet her, wie es zur Geburt eines Jungen auf dem Mars kommt; sie ist derart unglaubwürdig, dass mich der Film bereits während der Exposition verloren hatte.
Was danach folgt, ist eine rührende Liebesgeschichte, bei der sich allerdings immer mehr die Erkenntnis in den Vordergrund drängt, dass der ganze Science-Fiction-Überbau ein ausufernd konstruierter, weit hergeholter Vorwand für eine tragische Teenie-Schnulze ist: Eine gute Prise von "ich fühl' mich hier wie ein Ausserirdischer" gehört schliesslich in jeden Teenie-Film.
Für Teenager ist er möglicherweise geeignet, alle anderen Altersgruppen können The Space Between Us getrost überspringen
Nach diesem kurzen Versuch kehre ich wieder zurück zu meiner ursprünglichen Veröffentlichungspolitik: Es erscheint erst wieder ein Blogartikel, wenn ich einen wirklich guten Film zu sehen bekommen habe; die weniger guten werden unter "ferner liefen" nach dem Hauptartikel kurz abgehandelt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen