Regie: Henri-Georges Clouzot
Drehbuch: Henri-Georges Clouzot und Jérôme Géronimi
Mit Yves Montand, Charles Vanel, Folco Lulli, Peter van Eyck,
Es fällt auf, dass ich in diesem Blog wenig bekannte Filme bisweilen sehr lobe, während ich bei anerkannten Filmklassikern nicht selten die Nase rümpfe.
Das kommt daher, dass ich mir vorgenommen habe, ehrlich zu sein - und nicht vor einem "grossen Filmklassiker" in Ehrfurcht zu erstarren und Lobeshymen einfach nachzubeten, sondern genau und kritisch hinzuschauen. Wie ich dies übrigens bei jedem Film tue.
So versuche ich, "grosse" (oder "gross gemachte") Filme für mich erstmal auf Normalmass zu reduzieren; einige erweisen sich dabei tatsächlich als gross (z.Bsp: La grande illusion), andere verbleiben im Normalformat - Le salaire de la peur gehört zu letzteren.
Ich sehe, dass er sehr gut inszeniert ist. Die Inszenierung schielt zwar ständig auf die Kritiker, hat etwas selbstgefälliges, scheint ständig zu sagen: "Schaut, wie toll, diese Bildkomposition, dieser Schnitt, diese Kamerafahrt...!" Dazu etwas zeitgeistig-linker Antiamerikanismus und Antikapitalismus (man wusste ja, wo man punkten kann)... Mir ist klar, wie der Film zu seinem Ruf kam.
Doch die Regieführung ist tatsächlich das Beste daran. Von einer guten Inszenierung allein kann ich allerdings nicht leben. Und mehr ist da leider nicht.
Die schauspielerischen Leistungen jedenfalls genügen meinen Anforderungen nicht (grosse Ausnahme: Charles Vanel!). Die Story auch nicht (zwei Wagenladungen Nitroglyzerin müssen durch unwegsames Gebiet gefahren werden - ein Himmelfahrtskommando für vier Verzweifelte), auch wenn die Befürworter des Films so tun, als sei dies ein unheimlich origineller Einfall.
Auch das Drehbuch überzeugt mich nicht, es kommt in der ersten Hälfte (von zweieinhalb Stunden) einfach nicht in die Gänge und die fast durchs Band unsympathischen Figuren werden so flach gezeichnet, dass sie einen überhaupt nicht interessieren.
Und damit bin ich beim Hauptproblem des Films angekommen. Wie will ein Film Spannung wecken, wenn seine Hauptfiguren, um deren Leben man während des gefährlichen Transports bangen soll, allesamt selbstgefällige Macho-Typen sind, derart unympathisch gezeichnet, dass einem ihr Schicksal schlichtweg egal ist? So gesehen ist der Film eine Fehlkonstruktion von Anfang bis Ende. Er funktioniert einfach nicht. Spannung kam für mich nur sporadisch auf, wenn, dann wurde sie von der Art der Regieführung und vom Schnitt evoziert.
Der Schluss ist zudem richtiggehend saublöd und macht das Wenige von gutem Eindruck kaputt. Ein Happy-End durfte wohl ums Verrecken nicht sein, deshalb lässt der Regisseur seine Hauptfigur zuletzt auf völlig bescheuerte Art sterben - dies, kurz nachdem sie endlich eine sympathische Regung gezeigt hat.
Nun, ich bin froh, dass ich Le salaire de la peur endlich auch gesehen habe und mitreden kann. Ein weiteres Mal werde ich mir diesen hochgejubelten Depro-Streifen aber bestimmt nicht ansehen.
Aber guckt ihn Euch an, macht Euch selbst ein Bild und eine Meinung, plappert vor allem nicht die Kritiker-Einheitsmeinung nach.
Als Lohn der Angst ist der Film im deutschsprachigen Raum heute noch auf DVD verfügbar. Online ist er bei zwei Anbietern verfügbar.
imdb-Wertung: 8,2 / 10
Meine Wertung: 4 / 10
Der Film kann hier in der Originalfassung mit englischen Untertiteln online angeschaut werden (ohne Werbung oder Gebühren).
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