Dienstag, 9. Mai 2023

Flucht oder Sieg (Victory, 1981)



Regie: John Huston

Drehbuch: Evan Jones und Yabo Yablonsky
Mit Sylvester Stallone, Michael Caine, Max von Sydow, Pelé, Daniel Massey, Carole Laure u.a.



V.l.n.r.: Regisseur Huston, Sylvester Stallone, Michael Caine

Ein Film der in prominenten Rollen mit Sylvester Stallone, Michael Caine und Star-Fussballer Pelé besetzt ist, der sich um Nazi-Fussball dreht und in dem Altmeister John Huston (Asphalt-Dschungel) Regie führt... Was soll man bloss davon halten?

Als Victory anfangs der Achtzigerjahre in die Kinos kam, wurde er von den Kritikern mit Häme und Spott übergossen und fast einhellig verrissen.
Grund genug, sich den Streifen nach 42 Jahren nochmals vorzunehmen.

Victory beginnt in einem Kriegsgefangenenlager der Nazis. Michael Caine spielt John Colby, einen ehemaligen englischen Fussballer, der im Camp zum Zeitvertrieb Spiele organisiert. Stallone tritt als Gefangener Hatch auf, ein Amerikaner, der sich im Camp auf gut geplante Ausbrüche verlegt hat.
Pelé ist auch irgendwie dabei. Er ist dafür verantwortlich, dass die Fussballfans ins Kino gehen.

Die Konstellation funktioniert nicht besonders gut. Stallone und Caine kommen aus zwei völlig unterschiedlichen schauspielerischen Schulen, Pelé kommt aus gar keiner. Gut, letzterer bekommt nicht soviel Leinwandzeit wie die anderen beiden, doch das Grundproblem tritt hier bereits zutage: Es kommt vieles nicht zusammen in diesem Film.


Es gibt weitere Fussballstars ohne schauspielerische Erfahrung, die in Nebenrollen auftreten: Bobby Moore, Osvaldo Ardiles, Mike Summerbee, Co Prins,
Kazimierz Deyna, Hallvar Thoresen und andere.
Die Strategie hinter dieser Besetzung ist klar: Man wollte auch die Fussballfans anlocken. Unter diesen ist der Film übrigens nach wie vor sehr beliebt.

Die Fussballspiele der Gefangenen werden von Major Karl von Steiner (Max von Sydow) beobachtet, der früher selbst Fussballer war. Schliesslich tritt er mit einer Idee an Colby heran: Wie wäre es, wenn dieser aus sämtlichen in deutschen Lagern inhaftierten Profifussballern eine "Alliierten-Mannschaft" zusammenstellte und diese dann gegen eine deutsche Mannschaft antreten würde? 


Colby willigt ein; doch leider finden auch von Steiners Nazi-Vorgesetzte den Plan gut und wollen ihn für Propagandazwecke missbrauchen: Das Spiel soll an die grösstmögliche Glocke gehängt werden, um der Welt die Überlegenheit der Deutschen zu demonstrieren. Paris wird als Austragungsort festgelegt.

Das britische Kommando im Camp hat ebenfalls seine Pläne: Das Spiel soll dazu benutzt werden, die Nazis vor aller Welt blosszustellen; zu diesem Zweck soll Hatch einen Plan ausarbeiten, der die Flucht der alliierten Mannschaft während der Spielpause vorsieht - vor der Nase der Deutschen sozusagen.

Parallel zum Fussballtrainig im Camp werden Hatchs Flucht-Vorbereitungen geschnitten, für die er aus dem Camp ausbrechen und nach Paris reisen muss, wo er mit örtlichen Résistance-Mitgliedern zusammentrifft. 

Ab hier gerät Victory aus dem Tritt, weil er sich nicht entscheiden kann, wo der Fokus liegen soll - bei der Flucht oder beim Fussball. Bis zum Spiel in Paris - und auch während diesem - werden die aufwändigen Flucht-Vorbereitungen immer wieder parallel geschnitten und bekommen so grosses Gewicht.



Und da macht der Film dann einen m.E. entscheidenden Fehler. (Achtung, jetzt kommt ein  Spoiler!) Als Colby die Mannschaft in der Halbzeit in den Fluchttunnel unter dem Stadion führt, überreden ihn seine Mannen, das Spiel zu Ende zu führen.
Wozu, so fragte ich mich, wurde derart viel Filmmaterial und Dramturgie auf die Flucht verwendet, wenn sie am Schluss doch nicht stattfindet? Ich kam mir getäuscht vor, das war ein Plot-Twist der negativen Art, denn man erwartet eine spannende Ausbruchssequenz und kriegt statt dessen ein vorhersehbares Ende - den bereits im (grauslichen) US-Filmposter vorweggenommenen Fussball-Sieg der Alliierten

(Spoiler Ende).

Max von Sydow und Arthur Brauss spielen Nazis
 
Das Drehbuch, so muss man feststellen, ist nicht besonders ausgefeilt. Trotzdem ist die Handlung so konzipiert, dass Victory von Anfang bis Ende spannend und interessant bleibt. John Hustons Regie ist solide, und die Beratung der beteiligten Fussballprofis sorgt dafür, dass die Fussballsequenzen zum Ereignis werden. Pelé war für die Choreografie des abschliessenden grossen Matchs verantwortlich und man merkt fast nicht, wie schwierig es ist, ein Fussballspiel überzeugend auf die Leinwand zu bringen.
So ist Victory ein Film geworden, der zwar viele Schwächen aufweist, der aber trotzdem gut unterhält - auch Nicht-Fussballfans.

 
Man kann den Film online ansehen - hier eine List der Anbieter.

 

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