Storm Warning (dt.: Der Gefangene des Ku-Klux-Klan, 1951)
Mit Ginger Rogers, Ronald Reagan, Doris Day, Steve Cochran, Hugh Sanders, Paul E. Burns, Lloyd Gough u.a.
Drehbuch: Daniel Fuchs und Richard Brooks
Regie: Stuart Heisler
Produzent: Jerry Wald
Kamera: Carl E. Guthrie
Musik: Max Steiner
Studio: Warner Bros.
Kino/TV-Auswertung im deutschsprachigen Raum: Mai 1959
Dauer: 93 min
Farbe: schwarzweiss
Marsha Mitchell
(Ginger Rogers), die eigentlich mit ihrem Agenten unterwegs zu einer Modeschau ist, unterbricht die Zugreise für einen Zwischenstop im Städtchen Rock Point, weil sie ihre
jüngere Schwester Lucy (Doris Day) nach langer Zeit wieder einmal besuchen
möchte. Lucy ist inzwischen verheiratet und erwartet ein Kind.
Kaum hat Marsha den Zug verlassen, bekommt sie die Feindseligkeit Rock Points zu spüren. Es ist schon stockdunkel und niemand hilft ihr, ihre Schwester zu finden; der einzig auffindbare Taxifahrer weigert sich, sie zu fahren. Als sie aufgebracht durch die Strassen irrt, wird sie Zeugin eines Mordes: Ein Mob von Ku-Klux-Klan-Mitgliedern schleift einen Mann aus dem Gefängnis und erschiesst ihn, als er fliehen will, auf offener Strasse. Die geschockte Marsha kann sich gerade noch in die dunkle Ecke eines Geschäfts drücken und blickt aus dem Verborgenen in die Gesichter zweier Männer, die sich für einen Moment ihrer Kapuzen entledigen.
Als Marsha ihre Schwester endlich gefunden hat und diese ihr den liebevollen Gatten Hank (Steve Cochran) vorstellt, gefriert Marsha das Blut in den Adern: Er ist einer der Kapuzenmänner aus dem Mob vor dem Gefängnis…
Kleinstadt im Würgegriff
Storm Warning packt vom ersten Moment und lässt einen nicht mehr los. Nach der kurzen Sequenz im Zug, in der Marshas Charakter kurz und prägnant umrissen wird, beginnt mit dem Betreten des Städtchens Rock Point ein nicht enden wollender Albtraum. Am Bahnhof wird sie unfreundlich abgefertigt, alle scheinen es eilig zu haben, und als sie durch die nächtlich leeren Strassen irrrt, gehen hinter ihr in allen Läden die Lichter aus.
Rückblickend wird klar: Das ganze Kaff war über die nächtliche Aktion des Klans informiert. Alle zogen die Köpfe ein. Der Staatsanwalt des Bezirks, Burt Rainey (Ronald Reagan), stösst auf eine Mauer des Schweigens: Niemand will etwas gesehen oder gehört haben - wie immer, wenn der Klan aktiv geworden ist. Rainey ist frustriert - eine weitere ergebnislose Untersuchung - aber er gibt nicht auf.
Als zu ihm durchsickert, dass eine Frau von ausserhalb den Mord offenbar beobachtet hat, sieht Rainey plötzlich seine Chance, dem Klan das Handwerk zu legen. Jemand fremder, nicht in die Dorfgemeinschaft integrierter, wird vielleicht reden, weil er noch nicht so eingeschüchtert ist wie die Einheimischen. Doch für Marsha steht das Glück ihrer Schwester auf dem Spiel…
Rassismus - ein ewiges Thema!
Scrollt man durch den Kanon der Rezensionen zu diesem Film, findet man eine Vielzahl von Texten, welche ihm ankreiden, das Thema Rassismus nicht anzuschneiden. Und allen Ernstes kriegt der Film von jenen Kritikern deshalb Abzug.
Es kann durchaus sein, dass Warner Bros. keinen Mut aufbrachte, im Zusammenhang mit dem Ku-Klux-Klan auch das Thema Rassismus aufs Tapet zu bringen; das Mordopfer im Film ist tatsächlich kein Schwarzer und auch kein Jude, sondern "nur" ein Reporter mit Insiderwissen, der zum Schweigen gebracht werden soll. Bei all ihrem zeitgeistkonformen Gejammer übersehen diese Kritiker allerdings geflissentlich, dass Rassismus gar nicht das Thema des Films ist. Und abgesehen davon weiss - nicht nur in den USA - nun wirklich jeder, welche Ideologie der Ku-Klux-Klan vertritt. Steck' jemandem eine weisse Robe und zieh' ihm eine spitz zulaufende Kapuze über, und du hast ein Symbol nicht nur für Rassismus, sondern auch für Faschismus!
Kaum hat Marsha den Zug verlassen, bekommt sie die Feindseligkeit Rock Points zu spüren. Es ist schon stockdunkel und niemand hilft ihr, ihre Schwester zu finden; der einzig auffindbare Taxifahrer weigert sich, sie zu fahren. Als sie aufgebracht durch die Strassen irrt, wird sie Zeugin eines Mordes: Ein Mob von Ku-Klux-Klan-Mitgliedern schleift einen Mann aus dem Gefängnis und erschiesst ihn, als er fliehen will, auf offener Strasse. Die geschockte Marsha kann sich gerade noch in die dunkle Ecke eines Geschäfts drücken und blickt aus dem Verborgenen in die Gesichter zweier Männer, die sich für einen Moment ihrer Kapuzen entledigen.
Als Marsha ihre Schwester endlich gefunden hat und diese ihr den liebevollen Gatten Hank (Steve Cochran) vorstellt, gefriert Marsha das Blut in den Adern: Er ist einer der Kapuzenmänner aus dem Mob vor dem Gefängnis…
Kleinstadt im Würgegriff
Storm Warning packt vom ersten Moment und lässt einen nicht mehr los. Nach der kurzen Sequenz im Zug, in der Marshas Charakter kurz und prägnant umrissen wird, beginnt mit dem Betreten des Städtchens Rock Point ein nicht enden wollender Albtraum. Am Bahnhof wird sie unfreundlich abgefertigt, alle scheinen es eilig zu haben, und als sie durch die nächtlich leeren Strassen irrrt, gehen hinter ihr in allen Läden die Lichter aus.
Rückblickend wird klar: Das ganze Kaff war über die nächtliche Aktion des Klans informiert. Alle zogen die Köpfe ein. Der Staatsanwalt des Bezirks, Burt Rainey (Ronald Reagan), stösst auf eine Mauer des Schweigens: Niemand will etwas gesehen oder gehört haben - wie immer, wenn der Klan aktiv geworden ist. Rainey ist frustriert - eine weitere ergebnislose Untersuchung - aber er gibt nicht auf.
Als zu ihm durchsickert, dass eine Frau von ausserhalb den Mord offenbar beobachtet hat, sieht Rainey plötzlich seine Chance, dem Klan das Handwerk zu legen. Jemand fremder, nicht in die Dorfgemeinschaft integrierter, wird vielleicht reden, weil er noch nicht so eingeschüchtert ist wie die Einheimischen. Doch für Marsha steht das Glück ihrer Schwester auf dem Spiel…
Rassismus - ein ewiges Thema!
Scrollt man durch den Kanon der Rezensionen zu diesem Film, findet man eine Vielzahl von Texten, welche ihm ankreiden, das Thema Rassismus nicht anzuschneiden. Und allen Ernstes kriegt der Film von jenen Kritikern deshalb Abzug.
Es kann durchaus sein, dass Warner Bros. keinen Mut aufbrachte, im Zusammenhang mit dem Ku-Klux-Klan auch das Thema Rassismus aufs Tapet zu bringen; das Mordopfer im Film ist tatsächlich kein Schwarzer und auch kein Jude, sondern "nur" ein Reporter mit Insiderwissen, der zum Schweigen gebracht werden soll. Bei all ihrem zeitgeistkonformen Gejammer übersehen diese Kritiker allerdings geflissentlich, dass Rassismus gar nicht das Thema des Films ist. Und abgesehen davon weiss - nicht nur in den USA - nun wirklich jeder, welche Ideologie der Ku-Klux-Klan vertritt. Steck' jemandem eine weisse Robe und zieh' ihm eine spitz zulaufende Kapuze über, und du hast ein Symbol nicht nur für Rassismus, sondern auch für Faschismus!
Storm Warning ist eine Studie über Gesinnungsterror und
Despotismus, ausgeübt von einer Gruppe, die innerhalb einer dem allgemeinen Recht und den Gesetzen
verpflichteten Gemeinschaft steht; gleichzeitig ist er die psychologische Studie
eines Menschen, der mit einem solchen Staat im Staat in Konflikt kommt, weil ein Mitglied seiner Familie darin verwickelt ist.
Beide Themen werden meisterhaft zu einem packenden Drama verdichtet, das aufzeigt, wie Menschen zu Mitläufern werden.
Wenn man beobachtet, wie verschiedene Gruppierungen heute wieder mit ähnlichen existenzbedrohenden Terrormethoden arbeiten, um ganze Bevölkerungsschichten einzuschüchtern, erkennt man die schwindelerregende Aktualität des Films. Unnötig, zu sagen, dass er diese wohl nie verlieren wird.
Beide Themen werden meisterhaft zu einem packenden Drama verdichtet, das aufzeigt, wie Menschen zu Mitläufern werden.
Wenn man beobachtet, wie verschiedene Gruppierungen heute wieder mit ähnlichen existenzbedrohenden Terrormethoden arbeiten, um ganze Bevölkerungsschichten einzuschüchtern, erkennt man die schwindelerregende Aktualität des Films. Unnötig, zu sagen, dass er diese wohl nie verlieren wird.
Sich vor diesem Hintergrund über das Fehlen eines für die Aussage unwesentlichen Details, das man selber gern im Film gehabt hätte (Rassismus), zu ereifern, ein grandioses Kinowerk deshalb klein zu machen, zeugt von äusserst kleingeistigem Kunstverständnis.
Es wirkt zunehmend lächerlich, wie krampfartig sich die Filmrezeption (und nicht nur sie) heute aufs Thema Rassismus versteift: In den einen alten Filmen ist den Moralaposteln zuviel Rassismus drin, so dass sie diese am liebsten verbieten möchten, in anderen - wie dem hier besprochenen - hingegen finden sie zu wenig!
Natürlich wäre der Film noch stimmiger, hätte der Klan-Mob einen Schwarzen erschossen. Er wäre dadurch aber nicht besser geworden; im Umkehrschluss wird er nicht schlechter, weil "nur" ein Weisser erschossen wird.
Kopf des Klans in Rock Point ist der Sägereibesitzer Charlie Barr (Hugh Sanders), der auch sonst im Dorf das Sagen hat. Hank und er sind die einzigen Klan-Mitglieder, die in den beiden Sequenzen am Anfang und am Schluss des Films, wo der Klan als Mob auftritt, ein Gesicht bekommen; alle anderen bleiben gesichtslos unter ihren Kapuzenmasken verborgen. Insofern ist Schlussequenz an Schauerlichkeit kaum zu überbieten, weil wir bis dahin einige der Dorfbewohner kennengelernt haben und jetzt darüber rätseln, wer von ihnen sich unter den Kapuzen verbirgt. Es könnte jeder von ihnen sein - das ist eine weitere starke Aussage des Film, welche dieser wortlos und ohne jegliches Aufhebens plaziert.
Als Rainey, der ebenfalls in Rock Point aufgewachsen ist, durch die Reihe der Kapuzenmänner geht, sagt er zu einem der Vermummten: "Hallo Burt! Wie läuft das Geschäft in der Molkerei?" Und unterstreicht die Aussage damit mit einem Augenzwinkern.
Natürlich wäre der Film noch stimmiger, hätte der Klan-Mob einen Schwarzen erschossen. Er wäre dadurch aber nicht besser geworden; im Umkehrschluss wird er nicht schlechter, weil "nur" ein Weisser erschossen wird.
Kopf des Klans in Rock Point ist der Sägereibesitzer Charlie Barr (Hugh Sanders), der auch sonst im Dorf das Sagen hat. Hank und er sind die einzigen Klan-Mitglieder, die in den beiden Sequenzen am Anfang und am Schluss des Films, wo der Klan als Mob auftritt, ein Gesicht bekommen; alle anderen bleiben gesichtslos unter ihren Kapuzenmasken verborgen. Insofern ist Schlussequenz an Schauerlichkeit kaum zu überbieten, weil wir bis dahin einige der Dorfbewohner kennengelernt haben und jetzt darüber rätseln, wer von ihnen sich unter den Kapuzen verbirgt. Es könnte jeder von ihnen sein - das ist eine weitere starke Aussage des Film, welche dieser wortlos und ohne jegliches Aufhebens plaziert.
Als Rainey, der ebenfalls in Rock Point aufgewachsen ist, durch die Reihe der Kapuzenmänner geht, sagt er zu einem der Vermummten: "Hallo Burt! Wie läuft das Geschäft in der Molkerei?" Und unterstreicht die Aussage damit mit einem Augenzwinkern.
Ein toller Film - praktisch vergessen
Storm Warning ist von A bis Z gelungen, ein hierzulande praktisch vergessener, grossartiger Film, der mehr Beachtung verdient. Das Drehbuch ist aus einem Guss, dicht und stringent, da passt kein Haar mehr dazwischen; Stuart Heislers funktionale, hervorragend nuancierte Regie stellt sich ganz in dessen Dienst und lässt dessen Qualitäten - der Ausdruck sei mir trotz der dunklen Grundtöne erlaubt - erstrahlen; und die Darstellerinnen und Darsteller sind ausnahmslos überzeugend und in ihren Rollen glänzend besetzt. Besonders Doris Day in ihrem ersten nicht-musikalischen Film legt ein erstaunliches dramatisches Können an den Tag.
Alfred Hitchcock sagte zu ihr, als sie sich kurz nach der Premiere des Films begegneten: "Ich habe Sie in Storm Warning gesehen. Gut. Sehr gut! Ich hoffe, Sie in einem meiner Filme einsetzten zu können." Was denn auch mit The Man Who Knew too Much (dt.: Der Mann, der zuviel wusste) fünf Jahre danach geschah.
Aber auch Ginger Rogers, welche die grosse Schwester verkörpert - und die in ihren früheren Musical-Jahren Doris Days Idol gewesen war - überzeugt auf ähnliche Art und weise, indem sie die innere Zerrissenheit ihrer Figur zwischen Schweigen und Auspacken für die Zuschauer fast physisch erlebbar macht. Aber auch die männlichen Hauptdarsteller glänzen, Ronald Reagan mit einer äusserst zurückhaltenden Studie in Frustration, und Steve Cochran als in Grunde charmanter, aber durch seine Dummheit vulgarisierter Ehemann. Auch die kleinsten Nebenrollen warten mit erstklassigen schauspielerischen Leistungen auf.
Ein Film, der es definitiv wert ist, auf seine Qualitäten getestet zu werden! Leider ist das wieder einmal nicht einfach. Storm Warning ist in der 4-DVD-Box "TCM Greatest Classic Legends Film Collection - Ronald Reagan" aus den USA (RC1) enthalten, neben drei weiteren Reagan-Klassikern.
Eine deutsche DVD-Ausgabe wäre angesichts der Aktualität und der Qualität dieses Werks angezeigt.
Michael Scheck
Storm Warning ist von A bis Z gelungen, ein hierzulande praktisch vergessener, grossartiger Film, der mehr Beachtung verdient. Das Drehbuch ist aus einem Guss, dicht und stringent, da passt kein Haar mehr dazwischen; Stuart Heislers funktionale, hervorragend nuancierte Regie stellt sich ganz in dessen Dienst und lässt dessen Qualitäten - der Ausdruck sei mir trotz der dunklen Grundtöne erlaubt - erstrahlen; und die Darstellerinnen und Darsteller sind ausnahmslos überzeugend und in ihren Rollen glänzend besetzt. Besonders Doris Day in ihrem ersten nicht-musikalischen Film legt ein erstaunliches dramatisches Können an den Tag.
Alfred Hitchcock sagte zu ihr, als sie sich kurz nach der Premiere des Films begegneten: "Ich habe Sie in Storm Warning gesehen. Gut. Sehr gut! Ich hoffe, Sie in einem meiner Filme einsetzten zu können." Was denn auch mit The Man Who Knew too Much (dt.: Der Mann, der zuviel wusste) fünf Jahre danach geschah.
Aber auch Ginger Rogers, welche die grosse Schwester verkörpert - und die in ihren früheren Musical-Jahren Doris Days Idol gewesen war - überzeugt auf ähnliche Art und weise, indem sie die innere Zerrissenheit ihrer Figur zwischen Schweigen und Auspacken für die Zuschauer fast physisch erlebbar macht. Aber auch die männlichen Hauptdarsteller glänzen, Ronald Reagan mit einer äusserst zurückhaltenden Studie in Frustration, und Steve Cochran als in Grunde charmanter, aber durch seine Dummheit vulgarisierter Ehemann. Auch die kleinsten Nebenrollen warten mit erstklassigen schauspielerischen Leistungen auf.
Ein Film, der es definitiv wert ist, auf seine Qualitäten getestet zu werden! Leider ist das wieder einmal nicht einfach. Storm Warning ist in der 4-DVD-Box "TCM Greatest Classic Legends Film Collection - Ronald Reagan" aus den USA (RC1) enthalten, neben drei weiteren Reagan-Klassikern.
Eine deutsche DVD-Ausgabe wäre angesichts der Aktualität und der Qualität dieses Werks angezeigt.
Michael Scheck
Bewertungen:
imdb.com: 7,1 / 10 (1511 Stimmen)
Letterboxd.com: 3,4 / 5 (299 Stimmen)
Meine Wertung: 10 / 10
Letterboxd.com: 3,4 / 5 (299 Stimmen)
Meine Wertung: 10 / 10
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