The Big Parade (dt.: Die grosse Parade / Die Parade des Todes, 1925)
Mit John Gilbert, Renée Adoré, Karl Dane, Tom O'Brien, Claire Adams, Hobart Bosworth, Claire McDowell u.a.
Drehbuch: Laurence Stallings und King Vidor
Regie: King Vidor
Produzent: Irving Thalberg und King Vidor
Kamera: John Arnold und Charles Van Enger
Studio: MGM
Kino/TV-Auswertung im deutschsprachigen Raum: 1927
Dauer: 151 min
Farbe: schwarzweiss
Bewertungen:
imdb.com: 7,9 / 10 (6074 Stimmen)
Letterboxd.com: 3,9 / 5 (1842 Stimmen)
Meine Wertung: 8 / 10
Letterboxd.com: 3,9 / 5 (1842 Stimmen)
Meine Wertung: 8 / 10
King Vidors The Big Parade war einer von zwei Stummfilmen aus dem Jahr 1925 – der andere war Ben-Hur - die Metro-Goldwyn-Mayer endgültig als eines der grossen Filmstudios etablierten, den Status des Produzenten Irving Thalberg innerhalb des Studios festigte und dessen Methoden (Previews vor Testpublikum, danach eventuelle Nach-Drehs) bestätigte. Zudem katapultierte er John Gilbert über Nacht zu Starruhm. Kritiker und Publikum waren von dem Werk begeistert.
The Big Parade erzählt vom ersten Weltkrieg - sieben Jahre nach dessen Ende. Nach dem Eintritt Amerikas, wird auch dieses Land von der Kriegseuphorie erfasst. Doch Jimmy Apperson (Gilbert), ein Schnösel aus reicher Familie, meldet sich erst auf Druck seiner Verlobten für den Dienst. In seiner Einheit befreundet er sich mit zwei einfachen Männern aus der Arbeiterschicht, Slim (Karl Dane) und Bull (Tom O’Brien) und zusammen erleben sie die eine schöne Kameradschaft, die in witzigen Sequenzen ausgebreitet wird. Nach einer kurzen Trainingsphase wird die Truppe nach Frankreich verschifft, wo man auf einem Bauernhof auf den Einsatz gegen die Deutschen wartet. Dort verliebt Jimmy sich unsterblich in Marcelline (Renée Adoré).
Als der Einsatzbefehl kommt, erleben die drei Freunde den Horror des Krieges. Nur Jimmy wird mit dem Leben davonkommen…
Heute hat der Film leider einiges an Wirkung eingebüsst; viele thematisch ähnliche Filme, die nach ihm kamen, vermochten die Schrecken des Krieges noch effektiver und eindringlicher aufzuzeigen. Was Vidor und Thalberg da zeigten, war damals neu und gewagt, hat die Massen aufgerüttelt und bewegt, und lange Zeit war The Big Parade, zumindest in den USA, auf dem Gebiet des Kriegsfilms unübertroffen. Viele nachfolgende Kriegsfilme bedienten sich bei ihm, auch der Klassiker Im Westen nichts Neues von 1930.
Leider verliert der Film ab der zweiten Hälfte an Wirkung. Das hat mit der zeitlichen Distanz zu tun: Sobald die Kriegssequenzen einsetzen, kommen einem die effektiveren Folgefilme in die Quere – obwohl man sagen muss, dass The Big Parade punkto Kriegs-Nachbildung mit einigen äusserst eindringlichen Momenten aufwartet. Der offenbar mehrmals geänderte Schluss allerdings erscheint aufgesetzt und konnte mich nicht überzeugen.
Der leichtere erste Teil enthält eine wunderbar charmant und witzig inszenierte Liebesgeschichte, die in ihrer Machart noch heute Mustergültigkeit hat. Die Sprach- und Kulturbarrieren zwischen Melisande und Jimmy werden gleichzeitig sowohl als romantischer „Zündstoff“ als auch als witzige Auflockerung verwendet. Die Sequenz, in der er ihr beibringt, wie man einen Kaugummi kaut, ist unvergänglich. In solchen präzise beobachteten und gezeichneten Sequenzen zeigt sich die Meisterschaft dieses Regisseurs und auch der Darsteller, die nie zu pantomimischen Overdrive verleitet werden, sondern subtil und natürlich agieren.
Nicht nur John Gilberts Karriere erfuhr durch The Big Parade einen gewaltigen Aufschwung, auch jene von Renée Adoré und Karl Dane.
11 Jahre später waren alle drei tot, Adorée verstarb mit 35 Jahren, Gilbert mit 36 und Dane mit 47.
Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden...
The Big Parade ist hierzulande schmählicherweise bis heute nie auf Blu-ray oder DVD erschienen. Im benachbarten Frankreich ist er mit den originalen englischen Zwischentiteln auf einer Blu-ray (Region B) erschienen. Aus den USA kann ab 25. August die Blu-ray der Warner Archive Collection (Region 0). bestellt werden. Begleitmusik von Carl Davis.
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