Sonntag, 3. April 2022

Jurassic Park (1993)


In Bezug auf Haltbarkeit gibt es drei Arten von Filmen: Solche, die schlecht altern (die Mehrzahl), jene, die trotz ihre Alters frisch und knackig bleiben und solche, deren Zeit erst später kommt (einige ganz wenige).
Steven Spielbergs Jurassic Park kann zu den letzten beiden Gattung gezählt werden. Er erzählt von den Gefahren biologischer Forschung und deren Ergebnissen. 

Im geheimen Biolabor des reichen Briten John Hammond (Richard Attenborough) ist es Forschern gelungen, eine ausgestorbene Lebensform durch klonen wieder zum Leben zu erwecken. Doch das ist Hammond nicht genug. Er will die Errungenschaft seiner Wissenschaftler in einem "Amusement Park" zugänglich machen. Dieser heisst "Jurassic Park" und will wiedererweckte Dinosaurier gegen Eintrittsgeld zur Schau stellen. 

Damit nahm sich der Film (und vor ihm Michael Crichtons Buchvorlage) warnend zwei bereits 1993 vorhandene problematische gesellschaftliche und wissenschaftlichen Tendenzen vor: Verantwortungsloses Herumbasteln an den Grundbausteinen der Schöpfung und blinde Vergnügungssucht. Beide haben sich inzwischen, mit Ausbruch des künstlich gezüchteten Covid-Virus, als fatal erwiesen.
Dass Covid in einem biologischen Forschungslabor in Wuhan "designt" wurde, steht heute zwar zu 99% fest, doch eine mit Brot und Spielen blöd und willfährig gehaltene Mehrheit lässt sich von Anthony Fauci
und Christian Drosten im Verbund mit den staatlich finanzierten und gesteuerten Medien noch immer den Bären mit den Fledermäusen aufbinden und erzählen, Wuhan sei eine "Verschwörungstheorie".

In Spielbergs Film (Drehbuch von Michael Crichton selbst, ergänzt von David Koepp) sind die gezüchteten Viecher zwar ungleich grösser als die heutige Menschheitsbedrohung aus dem Biolabor, doch die Gefahr bleibt dieselbe. Wie Dr. Malcolm (Jeff Goldblum) an einer Stelle im Film zu bedenken gibt: Es war von der Schöpfung nicht gedacht, dass Menschen und Dinosaurier zusammen existieren - und das hatte gute Gründe.

Jurassic Park führt denn auch anschaulich vor Augen, weshalb: Für die paar Besucher, denen Hammond seinen Park vor der Eröffnung vorführen möchte, wird der Aufenthalt wegen eines Stromausfalls zum Alptraum. Die plötzlich frei gekommenen Biester stellen punkto Fressgier, List und Masse alles in den Schatten, was der Mensch zu bewältigen im Stande ist. Mit anderen Worten: Er hat keine Chance.
Den Hauptpersonen (zwei Paläontologen, ein Chaostheoretiker und zwei Kinder) geschieht zwar dank eines mit vielen gütigen Vorsehungen gespickten Drehbuchs nichts, doch das anschliessende Happy End täuscht: Auf der Insel laufen noch immer raubgierige Raptoren frei herum - und dann sind da noch die Saurier-Embryonen, welche ein geldgieriger Mitarbeiter nach draussen schmuggeln und für teures Geld verhökern wollte. Auf der Flucht fiel ihm der Behälter mit den eisgekühlten Embryonen irgendwo auf der Insel in den Schlamm, wo sie sich in der Folge unentdeckt und in aller Ruhe zu wüsten Überraschungen für die Menschheit entwickeln und vermehren können...

Vieles vom Drehbuch ist sehr schön konzipiert, so etwa die menschliche Entsprechung der fressgierigen Carnivoren im geldgierigen Mitarbeiter. Der Umstand, dass der wissenschaftliche Machbarkeitswahn nicht bösen Gedanken sondern der Naivität und der Showbusiness-Mentalität des kindlichen Parkbesitzers entspringt, ermöglicht zudem eine ironische Note, mit der sich der Film und seine Macher selbst aufs Korn nehmen.

Doch leider ist das Drehbuch - oder zumindest Teile davon - auch der Schwachpunkt dieses brilliant inszenierten Films. Die Figuren sind flach und eindimensional, einige thematische Aspekte wirken unausgereift und die Erzählung holpert an einigen Stellen.
Angesichts der hervorragenden Spannungsdramaturgie, der brillianten Regieeinfälle und der Aktualität, die Jurassic Park in zunehmendem Masse hat, sind das aber eher vernachlässigbare Aspekte.

Der Film ist auf DVD und Blu-ray erhältlich, zudem haben ihn zahlreiche Online-Anbieter im Sortiment.

For the record:
Bevor ich auf der Suche nach einem rezensionswürdigen Film bei Jurassic Park hängen geblieben bin, habe ich es mit folgenden Filmen erfolglos versucht:  

Kirschblüten - Hanami (Deutschland, 2008)
Doris Dörries Film über ein altes Ehepaar (Elmar Wepper und Hannelore Elsner) kracht nach einer annehmbaren ersten Hälfte komplett in sich zusammen. Die erste Hälfte imitiert Jim Jarmush, der zweite Teil (der in Japan spielt) ist peinlich bis über die Schmerzgrenze. Die Japan-Reise, die Rudi seiner Frau jahrzehntelang versagt hat, unternimmt er nach deren Tod alleine - eine Ungeheuerlichkeit. Und dabei versucht der Film auch noch, auf die Tränendrüse zu drücken. Zum davonlaufen!

Ernst sein ist alles (The Importance of Being Earnest, 2002)
Bla bla bla... Kinoadaptionen von Theaterstücken sind oft allzu geschwätzig. Grosse Theaterstücke lassen sich zudem nur selten erfolgreich auf Kinoformat zusammenstutzen - vor allem dann nicht, wenn man sich ihnen mit übertriebenem Respekt nähert.
Diese Umsetzung von Oliver Parker ist nett, aber trotz guter Schauspielerinnen und Schauspieler nichtssagend.

Quigley, der Australier (Quigley Down Under, 1990)
Wie originell (gähn): Altbekannte Western-Versatzstücke werden in diesem Film nach Australien verschoben, die ausgebeuteten Indianer mit ausgebeuteten Aborigines ersetzt und fertig ist ein Western, der ausser der australischen Landschaft nichts Neues bringt. Der Fokus auf unterdrückte Ureinwohner ist zwar lobenswert, aber die richtige Haltung allein hat noch nie einen guten Film gemacht...

Mission (The Mission, 1986)
Das Wiedersehen mit diesem gefeierten und hoch dekorierten Film, 36 Jahre nachdem ich ihn das erste Mal gesehen hatte, hinterliess genau denselben Eindruck wie damals: Ein visuell eindrucksvolles, vordergründiges, artifiziell aufgeblasenes Geschichtsepos, das trotz wahrem Hintergrund in dieser Form unglaubwürdig wirkt und mit viel Schwulst gewaltig nervt. Gute Schauspieler, mittelmässige Regie, schlechtes Drehbuch.

Die Müssiggänger (I Vitelloni, Italien 1953)
Ein Zeitbild aus dem Italien der 50er-Jähre um eine Gruppe Männer, die dem Müssiggang frönen. Federico Fellinis erste Filmregie.
Sehr gut inszeniert, aber: So what?! Was hat uns der Film heute zu sagen? Hmm...
Wer unbedingt will, soll sich ruhig mit dem Problem "junge verantwortungsscheue Männer im Italien der Nachkriegszeit" befassen. Mich kümmern heutige Dinge stärker: Krieg, Covid, staatlich verursachter Energiemangel, gesellschaftliche Spaltung, das Verschwinden der Demokratie in europäischen Staaten, Klimawandel...
Muss ich noch mehr sagen?

Der schwarze Spiegel (The Dark Mirror, 1946)
Olivia De Havilland in einer Doppelrolle als Zwillingsschwestern - dafür wurde sie gefeiert. Der Film enttäuscht allerdings: Nach einem interessanten Start ergeht er sich in ernst gemeintem laienpsychologischem Quark, der damals möglicherweise solide wirkte, heutigen Erkenntnissen aber nicht stand hält.
Schauspielerisch eindrucksvoll, aber effekthascherisch. Je länger der Film dauert, desto unglaubhafter wird er.

Die Frau mit der Narbe / Erpressung (A Woman's Face, 1941)
Joan Crawford mit von schlecht drapiertem Make-Up verunstaltetem Gesicht t
ritt hier als Erpresserin auf, die geläutert wird. Der von George Cukor bildnerisch toll gestaltete Film verschenkt sein Potential an eine umständliche und ermüdende, in Rückblenden und mit permanent wechselnder Szenerie operierende Erzählstruktur. Nach 20 Filmminuten tappt man über die Handlung noch immer im Dunkeln. Die mit grösstmöglicher emotionaler Distanz gezeichneten Charaktere erstickten mein permanent absterbendes Interesse vollends.

Show Boat (1936)
Die erste Filmversion des berühmten Musicals stammt von... James Whale (Frankenstein, The Old Dark House)!
Hervorragend inszeniert, doch der Film funktioniert hetue kaum mehr, er ist komplett veraltet,
obwohl er damals mit den in eine Handlung integrierten Songs Neuland betrat. Die singenden Schauspieler wirken aus heutiger Sicht steif und deplatziert.

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