Regie: Richard Whorf
Drehbuch: Hans Jacoby und Frederick Brady
Mit Ronald Colman, Vincent Price, Celeste Holm, Barbara Britton, Art Linkletter u.a.
Ronald Colman, der grosse romantische Held der Stummfilm- und frühen Tonfilmzeit - am Ende seiner Karriere spielte er in einer Komödie um Quizshows.
Das klingt nach dem bitterem Ende eines Stars - doch man lasse sich nicht täuschen: Das Gegenteil ist der Fall!
Obwohl der Regisseur und die Drehbuchautoren "No-Names" sind, Champagne for Caesar (der im deutschsprachigen Raum traurigerweise nie zu sehen war) ist ein Treffer. Streckenweise kommt er den klassischen Komödien eines Frank Capra oder Preston Sturges ziemlich nahe.
Die Story: Der arbeitslose Bücherwurm und Alleswisser Beauregard Bottomley (Colman) regt sich dermassen über die niveaulosen TV-Quizshows auf, dass er ihnen mit seinem Wissen den Garaus machen will. So legt er sich mit dem Sponsor einer Quiz-Sendung, dem Seifenproduzenten Burnbridge Waters (Price) an, den er mit seinem enyklopädischen Wissen in den Bankrott treiben will. Da jede richtig beantwortete Frage das Preisgeld verdoppelt, zieht Bottomley das Spiel über Wochen hinweg ins Endlose weiter.
Doch Burnbridge weiss sich helfen: Er setzt eine hübsche, durchtriebene Krankenschwester (Holm) auf Bottomley an...
Whorfs Film lahmt zwischendurch etwas (dank dem Aufflammen einer Liebesgeschichte), doch die meiste Zeit über ist er höchst originell und ungewöhnlich. Die Dialoge sind köstlich, der Regisseur weiss genau, wie er die Pointen am besten zur Wirkung bringt, das Production-Design ist beachtlich, es gibt zahlreiche überraschende Wendungen und die Schauspieltruppe ist eine wahre Freude - allen voran Vincent Price, der hier grosses komödiantisches Talent an den Tag legt. Er macht ein Fest aus der Rolle des Seifenproduzenten, gestaltet ihn gleichzeitig fies und liebenswert - eine Meisterleistung. Price-Fans sollten sich diesen Film unbedingt ansehen.
Ein unflätiger daherredender Papagei namens Caesar, ein Hollywood-Blondchen und und ein Klavierschüler,der gar nicht Klavier lernen will sorgen ebenso für konstantes Publikums-Grinsen wie die pointierten Dialoge ("wenn die Festellung, dass 2 plus 2 vier ergibt, zu Applaus und Preisen führt, dann wird 2 plus 2 = 4 eben zum Gipfel des Lernens!")
Champagne for Caesar ist kein grosser Film, aber eine unerwartete kleine Komödien-Perle, welhe die meiste Zeit richtig Spass macht und mit einem Vincent Price glänzt, den ich so noch nie gesehen habe!
Man kann ihn, sofern man des Englischen mächtig ist, kostenlos und ohne lästige Werbung hier in voller Länge ansehen.
Ferner liefen:
Unter
diesem Titel werden hier andere von mir geschaute Filme kurz besprochen, Filme, die nach meinem Empfinden gegenüber dem oben beschriebenen
weniger gut abschnitten.
Der Junge, den den Wind einfing (The Boy who Harnessed the Wind, UK 2019)
Der britisch-nigerianische Schauspieler Chiwetel Ejiofor drehte dieses afrikanische Drama um Armut und Misswirtschaft in Malawi, wo er vor und hinter der Kamera beachtliche Leistungen ablieferte.
Der Film öffnet uns den Blick aus unserer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft in eine Gemeinschaft, die nur gerade das Nötigste zum Überleben besitzt, und in der alle Familienmitglieder hart arbeiten müssen, um überleben zu können.
Es ist bitter nötig, dass unser immer dekadenter werdender Lebensstil in Relation gesetzt wird zum wenig gloriosen Dasein in ärmeren Ländern.
So ist The Boy who Harnessed the Wind ein Film, den man eigentlich nicht schlecht finden kann, da es sich dabei um eine moralische Angelegenheit handelt.
Man attestiert ihm also gute Absicht, solides Handwerk, hervorragende schauspielerische Leistungen und empfiehlt ihn weiter. Zu sehen bei Netflix.
Coco (2017)
Das war jetzt definitiv einer zuviel: Nach Encanto und Luca nun auch noch Coco, ein Animationsfilm aus dem Hause Disney, wie die beiden anderen.
Alle drei erzählen exakt dieselbe Grundgeschichte, mit jeweils etwas geänderten Ingredienzien: Es geht immer um einen Familienaussenseiter und um ein Familientabu, das vom Aussenseiter gebrochen wird, worauf sich allenthalben Wohlgefallen ausbreitet. Alle drei Filme spielen innerhalb einer (aus US-Sicht) exotischen Kultur (Kolumbien, Italien, Mexico).
Dummerweise habe ich die drei erwähnten Streifen nacheinander gesehen - in chronologisch umgekehrter Reihenfolge. So hing mir Coco, der die thematische Welle losgetreten hatte, bereits nach 30 Minuten zum Halse heraus, während ich Encanto, das Plagiat noch ganz gut fand.
Visuell ist Coco spektakulär und die Einbindung der mexikanischen Kultur in die Geschichte darf wohl als gelungen bezeichnet werden. Trotzdem ist der Streifen etwas gar glatt und seine Figuren - ungewöhnlich für einen Disney-Pixar-Film - allzu distanziert.
Agentenpoker (Hopscotch, 1980)
Wieder so ein Film, den alle loben und lieben - er erschien sogar in der Criterion Collection - über dessen Status ich mich aber nur wundern kann.
Ein degradierter CIA-Agent (Walter Matthau) rächt sich an seinem selbstgerechten Vorgesetzten und inszeniert ein Katz-und-Maus-Spiel um die halbe Welt, indem er droht, seine Memoiren öffentlich zu machen und CIA-Interna zu verbreiten.
Das könnte lustig sein, ist es aber nicht; die Geschichte bewegt sich im Schneckentempo, es wird viel zu viel und ohne Belang gequasselt, der Fluss der Dramaturgie wird durch den abrupten Schnitt immer wieder gestört.
Da die Macher es zudem nicht schaffen, die Hauptfiguren lebendig zu zeichnen, schläft das Interesse, das die Geschichte schon nicht zu wecken vermag, noch weiter ein.
Und das grösste Problem - zumindest für mich: Dem entspannt-knuddligen Walter Matthau nimmt man den CIA-Agent einfach nicht ab.
Fitzcarraldo (1982)
Wenn ich diesen Streifen beschreiben will, muss ich mit meinem Vater anfangen. Er ist, wie ich, ein passionierter Filmliebhaber. Er konnte Klaus Kinski nie ausstehen und über Fitzcarraldo rümpft er nur die Nase.
Natürlich war ich von ihm beeinflusst und machte stets einen Bogen um diesen Film.
Nach der Lektüre einiger hymnischer Kritiken auf verschiedenen Filmseiten, beschloss ich, die Vorurteile über Bord zu werfen und mir den von Werner Herzog gestalteten Film unbefangen anzusehen.
Das Ergebnis: Ich habe einen weiteren Titel für meine ständig wachsende Liste "Grosse Filmklassiker, über deren Status ich mich wundere".
Mein Vater hatte Recht: Der Film ist schlichtweg unerträglich!
Was zum Teufel finden die Leute bloss darin? Zwei Dinge, die in den Reviews immer hervorgehoben werden: Die Einbettung der Handlung in die Landschaft durch grandiose Bilder (Herzog hat ein Auge für spektakuläre Bilder) - das gestehe ich dem Film als grosses Plus zu - und die Herkulesarbeit des Transports eines vollständigen Raddampfers über einen Berg - vom Filmteam real umgesetzt ohne jeden Filmtrick. Letzteres ist zwar bewundernswert und möglicherweise einzigartig (man könnte es auch Wahnsinn nennen), es ist aber kein Indikator für einen guten Film.
Der Rest ist Folter. Kinski ist kein Schauspieler; was er hier bietet ist unsägliches, peinliches Schmierentheater. Werner Herzog kann keine Schauspielerführung, was dazu führt, dass auch die Nebendarsteller inkl. Claudia Cardinale unerträglich peinlich werden.
Die Figuren kommen nie zum Leben; die Dramaturgie ist holprig, unausgeglichen. Und die dilettantische Synchronisation setzt dem Grauen die Krone auf. Der irische Geschäftsmann, den Kinski hier darstellt, spricht Englisch mit einem derart dicken deutschen Akzent, wie ich ihn sonst nur von Nazis darstellenden US-Schauspielern in Filmen aus den Vierzigerjahren kenne.
Fitzcarraldo zählt aus mir unerfindlichen Gründen zu den grossen Errungenschaften des Arthouse-Cinema. Ich erlaube mir, ihn eher dem von mir gerade erfundenen "Sch...haus-Kino" zuzuordnen.
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