Mittwoch, 8. Juni 2022

Paddington (UK, 2014)

 

Regie: Paul King
Drehbuch: Paul King &
Hamish McColl
Mit
Ben Whishaw (Stimme), Hugh Bonneville, Sally Hawkins,
Julie Walters, Peter Capaldi, Nicole Kidman, Jim Broadbent u.a.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Michael Bonds unsterblicher Kinderbuchheld, der Bär Paddington, zu Kino- und CGI-Ehren kommen würde. 2014 war es soweit, unter der Regie von Paul King entstand Paddington, ein Familienfilm, der so erfolgreich war, dass drei Jahre später eine Fortsetzung folgte.
In den Hauptrollen tummeln sich zahlreiche Stars wie Hugh Bonneville, Julie Walters, Sally Hawkins, Peter Capaldi und Nicole Kidman. Sogar Autor Michael Bond hat einen winzigen Gastauftritt.
Fans fürchteten vor der Premiere das Schlimmste, doch Paul King und seine Crew vermochten auch sie mit dem Endprodukt zu begeistern. Michael Bonds Tochter sagte, sie sei von der Verfilmung zu Tränen gerührt gewesen.

Als Nicht-Kenner des Originals kann ich die Güte der Adaption nicht beurteilen, nur den Film als eigenständiges Werk. Als Familienfilm, verglichen mit anderen Familienfilmen, schneidet er überdurchschnittlich gut ab.
Die Regie ist fantasievoll und lässt in der kindlichen Verspieltheit der Inszenierung eine eigenständige Handschrift erkennen. Ein bezaubernder Einfall folgt auf den nächsten, ob Paddington nun in einen laufenden Film eintaucht, eine Tapete sich passend zur Stimmung der Hausbewohner verändert oder ob eine archaische Orangenmarmelademaschine visualisiert wird, die Freude ob solch liebevoll ausgedachter Details nimmt kein Ende. Den Namen des Regisseurs haben sich viele Cineasten gemerkt.

Doch - wie immer - man hüte sich vor zu grossen Erwartungen: King hat fünf Jahre an dem Projekt gearbeitet (er schrieb auch das Drehbuch, zusammen mit Hamish McColl). Nach einem sorgfältig ausgebrüteten Erstling haben erfolgreiche Regisseur in der Regel nicht mehr so viel Zeit für ein Projekt, denn dann heisst es "liefern"! In den Folgeprojekten erst zeigt sich, wer wirklich etwas auf der Platte hat.
Nach Paddington kam von King drei Jahre später Paddinton 2 in die Kinos; erst für 2023 steht sein nächster Film an. Der Mann lässt langsam angehen, und das ist bestimmt gut so.

Zum Inhalt: Aus dem tiefen Urwald Perus kommt ein kleiner Bär nach London. Dank eines britischen Forschers, der ihn, seine Tante und seinen Onkel einst entdeckt hatte, wissen die Bären von der Existenz der Stadt; und als der Onkel stirbt und die Tante ins "peruanische Heim für pensionierte Bären" kommt, reist der kleine Bär, der später Paddington genannt werden wird, als blinder Passagier nach London - um den Hals das Schild mit der berühmten Aufschrift: 'Please look after this bear. Thank you.'
So gelangt er ins Heim der Familie Brown, in welche er nach vielen Un- und Zwischenfällen als Mitglied aufgenommen wird. Doch zwischendurch droht Gefahr in Form einer irren Taxidermistin, die schon lange darauf wartet, eines Exemplars seiner Spezies habhaft zu werden - um es ausgestopft ins National History Museum zu stellen. Sie setzt alles dran, Paddington in die Klauen zu kriegen.

Es ist diese ausgedehnte Episode, die als störender Misston die Freude an Paddington leider etwas trübt. Musste da unbedingt noch ein Bösewicht 'reingedrückt werden, ergänzt mit Action, Suspense und Horror? Ich schätzte die bedauerliche Konzession ans Massenpublikum auch bei der zweiten Sichtung nicht. Die Krawall- und Cliffhangerdramaturgie übertüncht die zarteren Töne dieses bezaubernden Streifens (bezeichnender- und ärgerlicherweise blieb mir von der ersten Sichtung ausgerechnet diese Sequenz am besten in Erinnerung). Zudem: Die eindimensional böse Millicent (eindimensinal verkörpert von Nicole Kidman) gab es in Michael Bonds feinsinnigen Paddington-Universum gar nicht.

Aber seien wir Grossherzig (denn das will uns der Film ja vermitteln), blicken wir über diese Schwäche hinweg und freuen uns am gelungenen grossen Rest von Paddington - und hoffen, dass dieser Regisseur noch viele weitere schöne Filme drehen wird.

Paddington gibt's als Blu-ray und DVD im Handel zu kaufen. 
Diese Liste zeigt an, bei welchen Anbietern er online geschaut werden kann. Viel Spass!
Hier kann der Film online angeschaut werden - in der Originalsprache, Kostenfrei und ohne Werbeunterbrechung.

Ferner liefen:
Unter diesem Titel werden hier andere von mir geschaute Filme kurz besprochen, Filme, die in meinem Empfinden gegenüber dem oben beschriebenen weniger gut abschnitten (in absteigender Reihenfolge):

Rebecca (1940)
Hitchcocks erster amerikanischer Film - von vielen als sein Bester bezeichnet - profitiert von der luxuriösen Ausstattung, für die Produzent David O. Selznick bekannt war. Die Innenausstattung von Gut Manderley ist eine konstante Augenweide.
Die Geschichte um die neue Mrs. De Winter (Joan Fontaine), die auf Manderley unter der drückenden Präsenz der verstorbenen ersten Ehefrau leidet - der titelgebenden Rebecca - kommt zunächst nicht recht vom Fleck; zuviel Zeit wird für ein Exposé verwendet, von dem man nicht weiss, wohin es führen wird. Es dauert geschlagene 90 Minuten, um genau zu sein.
Mir verleidete die endlose Unklarheit über die Motive der Hauptfigur Maxim De Winter (Laurence Olivier) den Film beinahe.
Erst in den letzten 40 Minuten wendet sich das Blatt und die eigentliche Geschichte kommt in Gang. Da wird Rebecca wirklich packend und im wahrsten Sinn höllisch spannend.
90 zu 40 - das ergibt eine etwas schiefe Balance. Trotz der grandiosen Inszenierung liess mich der Exposé-Teil kalt - was dazu führt, dass ich Rebecca als sehr guten, aber sicher nicht als Hitchcocks besten Film betrachte!

Der amerikanische Freund (Deutschland, 1977)
Wim Wenders verfilmt Patricia Highsmith...
Als der Kunsthehler Tom Ripley (Dennis Hopper) einen Mordauftrag bekommt, schlägt er vor, als Mörder einen harmlosen Hamburger Bildermacher (Bruno Ganz) zu rekrutieren, der wegen einer seltenen Blutkrankheit nicht mehr lange zu leben hat. Im Zuge dieses Auftrags bildet sich zwischen den beiden unterschiedlichen Männern eine Art Freundschaft.
Die erste Hälfte des Films dient dem Aufbau der Handlung und der Etablierung der Charaktere, was recht spannend herauskommt. Doch nach der Halbzeit zerbröselt der schöne Aufbau und die Geschichte ergibt immer weniger Sinn, Der amerikanische Freund wird je länger je unbefriedigender: Der Handlungsverlauf wird wirr und die Charakterentwicklung bleibt auf halber Strecke stehen, der Schluss kommt willkürlich und unmotiviert daher. Es ist, als hätten die Filmemacher nach der ersten Hälfte ohne Drehbuch weitergearbeitet und verschiedene Leute hätten dreingeredet. Tatsächlich wurde das Skript während des Drehs immer wieder umgeschrieben und Dennis Hopper improvisierte Teile seines Textes.
Kameramann Robby Müller gelingen einige tolle Bilder, doch am besten gefällt mir wie schön der Film die Atmosphäre der Siebzigerjahre einfängt. Das ist das Faszinierendste an diesem Streifen, den Rest kann man eigentlich getrost vergessen...

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