Mittwoch, 20. Mai 2020

Hotel Berlin (1945)



Ein vergessener Film


USA 1945
Mit Faye Emerson, Helmut Dantine, Raymond Massey, Peter Lorre, Andrea King u.a.
Drehbuch: Jo Pagano und Alvah Bessie nach einem Roman von Vicki Baum
Regie: Peter Godfrey
Studio: Warner Bros.
Genres:Drama, Krieg

Kino/TV-Auswertung im deutschsprachigen Raum: keine 
Dauer: 98 min 
Farbe: s/w

Hotel Berlin ist bei uns nicht auf Blu-ray/DVD/VHS erschienen.
In den USA ist er auf einer DVD-R (manufactured on demand) der Warner Archive Collection in sehr guter Bild- und guter Tonqualität greifbar


Dies ist die Hollywood-Verfilmung der Roman-Fortsetzung von Vicki Baums berühmtem "Menschen im Hotel":
Im deutschen "Hotel Berlin" kreuzen sich, in den letzten Tagen vor dem Fall des 1000-jährigen Reichs die Wege der unterschiedlichsten Menschen: Nazis, Dissidenten, Spione, Filmstars und eines Konzentrationslager-Flüchtlings.



Gefilmt unter Zeitdruck

Es musste alles sehr schnell gehen.
Vicki Baums in den USA verfasster Roman erschien 1944; dessen Verfilmung ein Jahr danach.
Schon zu Beginn der Dreharbeiten war deutlich, dass das dritte Reich jeden Tag fallen könnte. Die Vorgabe des Studios war: Der Film musste vorher erscheinen. Um jeden Preis.


Man merkt dem Streifen deutlich an, dass er in grösster Eile entstand: Er wirkt hingeschludert - eine Seltenheit für ein Produkt eines grossen US-Studios jener Zeit.
Bereits die Drehbuchautoren mussten unter Zeitdruck gestanden haben - die Erzählung wirkt unausgegoren, ungelenk zusammengestoppelt, wie ein nicht überarbeiteter Entwurf. Dasselbe gilt für den fertigen Film; man wird den Eindruck nicht los, als hätte der Regisseur die Auflage gehabt, für jede Szene nur ein Take zu verwenden.


Gerade noch geschafft
Hotel Berlin
erschien im März 1945 in den amerikanischen Kinos - gerade noch rechtzeitig! Einen Monat später war Hitler tot.
Man hatte es geschafft, der Film war brandaktuell - aber zu welchem Preis?
Heute ist Hotel Berlin mit seinen vielen dem Tempo geschuldeten Mängeln schwer auszuhalten. Es macht sich ein eklatanter Magel an konzeptioneller Vorarbeit bemerkbar, die Kulissen wirken zusammengestoppelt, die Schauplätze gleichen sich.
Der grösste Teil der Schauspielerinnen und Schauspieler sind englischsprachig; nur gerade Helmut Dantine, Peter Lorre, Helene Thimig und Kurt Kreuger stammten aus deutschsprachigen Ländern. Durchgängig sprechen alle englisch - obwohl der Film in Deutschland spielt. Die einen mit deutschem Akzent, die anderen ohne.
Besonders nervig ist in diesem Zusammenhang Faye Emerson, die in jeden zweiten Satz das Wort "Schnucki" einbaut, wohl, um besonders authentisch zu wirken.


Fazit: Hotel Berlin gehört zu jenen Filmen, die nicht ganz zu Unrecht vergessen sind.

Michael Scheck

2 Kommentare:

  1. Der grösste Teil der Schauspielerinnen und Schauspieler sind englischsprachig; nur gerade Peter Lorre, Helene Thimig und Kurt Kreuger stammten aus deutschsprachigen Ländern.

    Helmut Dantine auch, das war ein Österreicher.

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    1. Natürlich, danke. War mir eigentlich bewusst.
      Weshalb hab' ich den bloss ausgeblendet? Vielleicht, weil er mich von allen am wenigsten überzeugt hat...

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